Stradivari und Fahrräder in Kleinanzeigen

BZ, 14. Mai 1923

Vielleicht brauchte Herr Fiebiger Geld, und so bot er „preiswert“ eine Stradivari-Geige und ein teilmontiertes Fahrrad für Herren zu 85.000 Mark an. Was genau unter „preiswert“ zu verstehen war, blieb ebenso unklar wie die Echtheit des Musikinstruments, aber Bergedorfs Musikkenner werden eher am Fahrrad interessiert gewesen sein als an der Violine: die angegebene Adresse „Hinterm Graben“ zählte mit Sicherheit nicht zu den besseren Wohnlagen der Stadt, wo man vielleicht eher eine wertvolle Geige hätte erwarten können.

BZ, 22. Mai 1923

Auch eine andere Kleinanzeige jener Tage ließ stutzen: kleinere Gegenstände wie Uhren oder Broschen wurden häufiger einmal verloren, anderes wurde liegengelassen (Aktentasche, Schirm und Hut) – aber wie verliert man ein Fahrrad? Und warum passierte einige Wochen später auf der selben Strecke entlang der Dove-Elbe im beschaulichen Curslack dasselbe (BZ vom 29. Juni), diesmal mit dem Vermerk „abhandengekommen“? Eventuell standen die beiden Ereignisse in einem Zusammenhang mit einem vorangegangenen Besuch in Richard Eggers‘ Gastwirtschaft „Stadt Hamburg“, aber sicher ist das nicht.

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