Die Sinnlosigkeit wurde um drei Kilometer verlängert: ab dem 1. Juni 1923 sollte die Hamburger Marschbahn nicht nur von Geesthacht bis Fünfhausen verkehren, sondern bis Ochsenwärder. Das eigentlich angestrebte Ziel, die Stadt Hamburg, wurde weiterhin nicht erreicht.
Die Hamburger Marschbahn sollte den Transport von frischem Gemüse aus den Vierlanden und den Marschlanden nach Hamburg erleichtern und beschleunigen, um die Versorgung der Stadtbevölkerung zu verbessern, aber der Weg in die Stadt erforderte riesige Umwege: ab Ochsenwärder mit der Marschbahn nach Osten bis Zollenspieker, von dort mit der Vierländer Eisenbahn bis Bergedorf und von dort mit der Reichsbahn nach Hamburg. Das war also weder schnell noch direkt und wegen der langen Strecke so teuer, dass es in Ochsenwärder hieß, der Gemüsebau sei „nicht mehr lohnend“, weshalb „eine ganze Anzahl Gemüsegärtner … Beschäftigung bei den Entwässerungsarbeiten und beim Bahnbau gefunden“ habe (BZ vom 30. Januar 1923).
Dennoch: zur Betriebsaufnahme putzte sich Ochsenwärder heraus, denn man wurde ja nun an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen, und besonders die Schulkinder werden sich gefreut haben: sie erhielten eine Freifahrt nach Fünfhausen und zurück, was für die meisten die erste Bahnfahrt ihres Lebens gewesen sein dürfte. Danach ging die Auslastung der Züge deutlich zurück.
Schließlich kam es, wie es kommen musste: der sowieso nicht üppige Fahrplan wurde ausgedünnt (BZ vom 22. August 1923), und zum 1. November wurde der Betrieb auf der ganzen Strecke von Geesthacht bis Ochsenwärder „wegen allzugroßer Unwirtschaftlichkeit“ eingestellt (BZ vom 30. Oktober 1923). Nur die Arbeiter- und Materialzüge für den Weiterbau (und die Entwässerungsarbeiten) verkehrten weiter, denn der „Lückenschluss“ sollte geschafft werden: von Billbrook aus war man bereits bis Moorfleet gelangt (BZ vom 28. März 1923), also bis an die Dove-Elbe, auch von Tatenberg aus näherte man sich der zu querenden Dove-Elbe – doch der Brückenschlag verzögerte sich: „Die Brücke ist zum Montieren fertig, liegt aber leider im französisch-besetzten Gebiet“ (BZ vom 27. November 1923).
Auf dem Projekt Hamburger Marschbahn lag schlicht kein Segen, auch wenn die Züge später wieder fuhren, sogar über die neue Brücke.