Die konkurrierenden Spendensammlungen

Die Sammler für wohltätige Zwecke konnten sich praktisch die Klinke in die Hand geben, in Sande wie in Bergedorf – es fehlte Vielen an Vielem, und so gab es außer der Bitte um Zuwendungen für ein Kindererholungsheim und für die Ruhrgebietspende weitere Aktionen.

Bergedorfer Zeitung, 22. Januar 1923

Etwas aus der Reihe fiel dabei der Spendenappell der Hasse-Gesellschaft in Bergedorf, die das Oratorium „Arminius“ von Max Bruch zur Aufführung bringen wollte. Die Auswahl des „zeitgemäßen“ Stückes war aufgrund der Ruhrbesetzung durch Frankreich und Belgien getroffen worden, denn das Werk Bruchs handelt von dem Cheruskerfürsten Arminius, der in der sogenannten Schlacht im Teutoburger Wald, der Varusschlacht, die Römer, also eine Fremdherrschaft, besiegte. Die Beschaffung der Noten überforderte aber die chronisch klamme Kasse des Vereins, und da sollten Bergedorfs Musikfreunde helfen.

BZ, 27. Januar 1923

Bergedorfer Zeitung, 30. Januar 1923

In Sande benötigte die Erlöserkirche Geld: für die Heizung der Kirche gab es ein Wohltätigkeits-konzert, und eine Haussammlung sollte Mittel für die Kriegsgedenktafeln erbringen – beides im Februar.

BZ, 8. Februar 1923

Bergedorfer Zeitung, 21. Februar 1921

Wenige Tage danach rief der Wohlfahrtsausschuss der (politischen) Gemeinde Sande zu Spenden für „das notleidende Alter“ auf, die „Altershilfe Sande“ warb wiederholt um Überweisungen (z.B. BZ vom 15. Januar, 14. und 20. Februar), und der Vaterländische Frauenverein veranstaltete für den selben Zweck einen unterhaltsamen Abend mit Tombola.

Bergedorfer Zeitung, 22. Februar 1923

In Bergedorf standen die Sammelbemühungen zugunsten von Kriegshinterbliebenen, Kriegsbeschädigten und Waisen im Vordergrund: der Stadt war es gelungen, ein breites Spektrum an Unterstützern – von den Gewerkschaften bis zu den Militärvereinen – zu gewinnen. Die Altershilfe fand aber auch Förderer:

Bergedorfer Zeitung, 29. Januar 1923

 

 

 

 

 

Bergedorfer Zeitung, 27. Februar 1923

(Karl Bohnsack, Zeichenlehrer an der Hansaschule, hatte zuvor an der deutschen Schule in der Sowjetrepublik Georgien gelehrt, BZ vom 9. März 1923.)

 

 

Für den selben Personenkreis sammelte auch der Bergedorfer Rentnerbund, der wiederholt Anzeigen in die Zeitung setzen ließ (z.B. 22. Januar 1923) und der auch zu den Empfängern einer großen Sammelaktion des Landwirtschaftlichen Vereins der Hamburger Marsch gehörte (Bericht in der BZ vom 16. Januar 1923).

Alle diese Aktionen konnten die Not der Rentner aber nur lindern, nicht beseitigen.

 

 

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