Ausgerechnet in der 1925 konservativen bis reaktionären Bergedorfer Zeitung machte die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) Bergedorf-Sande Werbung für ihren Theaterabend mit drei Stücken des Revolutionärs und Dramatikers Ernst Toller – ob BZ-Leserinnen oder -Leser dann unter den Zuschauern waren, ist unbekannt, denn einen Bericht über die Aufführung brachte die BZ nicht, was wiederum nicht wirklich überrascht.
Auch gleichaltrige Gegner der SAJ werden der Veranstaltung ferngeblieben sein – hätten „Jung-Bergedorf“ und der ähnlich ausgerichtete „Niedersachsenring“ teilgenommen, wären Auseinandersetzungen wohl kaum ausgeblieben, und darüber hätte die BZ sicher etwas geschrieben. Nur einmal wurde eine Schlägerei „zwischen jungen Leuten von ‚Jung-Bergedorf‘ und jungen Leuten aus der Feld- bezw. Bergstraße“ gemeldet (BZ vom 28. Oktober) – man darf vermuten, dass letztere SAJler waren.
Die SAJ tauchte 1925 noch zweimal in der BZ auf: einmal in einem Artikel über eine SAJ-Kundgebung mit Arbeiterkampfliedern, zwei Reden zur Bedeutung der sozialistischen Jugendbewegung und abschließendem Fackelzug nach Sande (BZ vom 11. Mai) sowie in einem Bericht über eine „ausgezeichnete“ Vorführung von Volkstänzen bei der Gartenbauausstellung (BZ vom 7. September). Sehr viel mehr Zeitungszeilen erhielt die Gegenseite (BZ vom 17. März, 9. April, 30. Juni, 21. September und 9. November), mit der die BZ unverhohlen sympathisierte.
Zur Entwicklung der örtlichen SAJ siehe die Schilderungen bei Alfred Dreckmann, zu Jung-Bergedorf siehe Jürgen Klein.