Bergedorfs Blickgraben war ein bei Fotografen und Künstlern beliebtes Motiv. Idyllisch, fast verwunschen wirkt er in den meisten Darstellungen, mit altersschiefen Fachwerkhäusern bis ans Wasser heran und auch balkonartig in die Wasserfläche hineinragend. Auch der in Curslack geborene Grafiker Bruno Karberg hielt ihn im Bild fest, wie die ansonsten selten zu sehende (undatierte) Lithographie zeigt.
Fotografien des Blickgrabens wurden bereits in früheren Beiträgen gezeigt, in Der Blickgraben und Der verschlammte Blickgraben. Allen Abbildungen ist gemeinsam, dass sie einen wassergefüllten Graben zeigen und das Aroma, das von ihm ausging, nicht wiedergeben.
Wenn wegen Bauarbeiten (z.B. an der Ernst-Mantius-Brücke) das Wasser der Bille durch das Öffnen des Serrahnwehrs abgelassen wurde, fiel natürlich das Wasser im Billbassin, in den Schlossgräben und letztlich auch im Blickgraben.
Und so erblickte (und roch) die Öffentlichkeit nicht nur den Schlamm, der den Grund bedeckte, sondern auch manches, was Menschen hier entsorgt hatten, sodass sich „ein höchst naturalistisches Tohuwabohu von allerlei altem Gerümpel … und Abfällen aller Art“ zeigte. Das entsprach durchaus der Bergedorfer Tradition der Abfallentsorgung, wie sie schon Heinrich Dräger mit Überschussproduktion praktiziert hatte (siehe den Beitrag Die Neue Straße – Die „Keimzelle“ der Drägerwerke).
Ob die Gelegenheit zur „gründlichen Reinigung“ des Grabens genutzt wurde, muss bezweifelt werden. Und mit wieder auf Normalniveau gestiegenem Wasserstand war das Idyll ja anscheinend wiederhergestellt.