Die Kartellpreise der Bergedorfer Gastwirte

BZ, 21. Oktober 1922

BZ, 8. November 1922

Der Verein Bergedorfer Gastwirte hatte nicht, zumindest nicht primär, die Geselligkeit als Vereinszweck, sondern die Festlegung von Mindestpreisen für den Ausschank diverser alkoholischer und alkoholfreier Getränke, damit man sich nicht einem unnötigen Preiswettbewerb aussetzte.

 

 

BZ, 11. November 1922

Wenn also zwei Wirte durchaus respektabler Häuser in einer großen Anzeige erklärten, dass sie dem Verein nicht angehörten, dann kann man vermuten, dass sie günstiger anboten als ihre Kollegen, weil sie eben nicht an die Festlegungen des Vereins gebunden waren – die damaligen Preise von Portici und Bahnhofs-Hotel waren allerdings nicht zu ermitteln.

 

 

BZ, 10. November 1922

Der Wirte-Verein hatte Bergedorf zu einem teuren Pflaster gemacht, wie auch die BZ bemerkte. Die Hamburger Wirte waren um einiges zurückhaltender: sie verlangten 120 Mark für einen Rumgrog, die Bergedorfer um die Hälfte mehr. Die Aufforderung „Erkläret mir, Graf Oerindur …“ war vor hundert Jahren eine durchaus gebräuchliche Floskel, wenn man Aufklärung über einen widersprüchlich erscheinenden Sachverhalt suchte. Die Aufklärung blieb aber aus, die organisierten Wirte Bergedorfs äußerten sich zunächst nicht und setzten ihre Preise auch nicht mehr in die Zeitung.

BZ, 20. Dezember 1922

Im Dezember dann bezeichneten sie die Unterschiede als „einleuchtend“: da die Bierbrauer jetzt einen entfernungsabhängigen Transportkostenzuschlag erhoben, musste man in Bergedorf teurer ausschenken – das erklärt aber nicht, warum der Grog so viel teurer war.

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