Die schwierigen Ehrenmale in Bergedorf und Sande

Bergedorfer Zeitung, 23. August 1922

Der Krieg war seit fast vier Jahren vorüber, doch Sande und Bergedorf taten sich nach wie vor schwer mit der Errichtung ihrer Ehrenmale. Immerhin gab es mittlerweile in beiden Kommunen eine Festlegung der Standorte: für Bergedorf war der sogenannte Rosenplatz auf dem Friedhof vorgesehen, für Sande der Rundplatz vor der Kirche (BZ vom 19. März und 21. November 1921), und beide hatten einen künstlerischen Wettbewerb ausgeschrieben. Bergedorf entschied sich (relativ) schnell für den Entwurf des Bildhauers Friedrich Wield (BZ vom 12. Juli 1922), in Sande wurden von 17 eingereichten Entwürfen (BZ vom 27. Juli 1922) drei ausgewählt.

Während in Sande die letzte Entscheidung und die Auftragserteilung auf „finanziell bessere Zeitverhältnisse“ vertagt wurden, bewilligte Bergedorf die erforderlichen Mittel: Magistrat und Bürgervertretung entschieden sich mehrheitlich nach Aufstellung zweier Attrappen auf dem Friedhof für die größere Version, obwohl sich damit die Kosten um 100.000 Mark auf 268.000 Mark zuzüglich 50.000 Mark für die Umpflanzung mit einer Taxushecke erhöhten (BZ vom 12. Juli, 19. und 23. September 1922).

Aber die Bergedorfer Entscheidung war umstritten: die Militärvereine und die Rechte in der Stadtvertretung hatten grundsätzlich andere Vorstellungen für ein Ehrenmal, auf die in einem weiteren Beitrag eingegangen werden soll. Der KPD-Bürgervertreter Hinrichs forderte, das Geld für eine Stiftung zugunsten der Kriegsopfer einzusetzen, und ähnlich äußerte sich die Deutsche Friedensgesellschaft. Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen sprach sich dafür aus, von dem Geld Heizmaterial für Bedürftige zu kaufen: „Die Kriegsopfer wollen nichts davon wissen, daß ihnen Steine gegeben werden statt Schutz vor dem größten Elend und der Kälte des Winters.“ Der Bund Deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebenen e.V. schlug vor, die Mittel an die Kriegsopferverbände zu geben, damit durch sie „den bedürftigen Lebenden vorerst geholfen wird“ (BZ vom 12. und 20. Juli sowie vom 15. August 1922).

Bergedorfer Zeitung, 29. August 1922

An dem Beschluss war aber nicht zu rütteln, und die Realisierung des Ehrenmals begann: der Beton-Unterbau war Ende August bereits fertig, und man hoffte auf die Einweihung noch im Herbst. So schnell ging es schließlich doch nicht – es dauerte bis zum Juni 1923.

 

 

 

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