Bergedorf postalisch 2: Auch postalisch Kondominium – und die „Alte Post“

Von 1420 bis Ende 1867 war das Amt Bergedorf gemeinsamer Besitz von Hamburg und Lübeck, es war „beiderstädtisch“, was in den letzten Jahren dieses Kondominiums zu einer weiteren Besonderheit führte: es gab ab November 1861 eigene Bergedorfer Briefmarken, die in einem weiteren Beitrag behandelt und gezeigt werden sollen.

Die Marken trugen in den inneren Ecken die Buchstaben „LHPA“ – die Abkürzung stand für „Lübeck-Hamburgisches Postamt“, das (ohne Briefmarken) bereits seit 1847 bestand. Das Ende der Bergedorfer Postherrlichkeit kam zum 1. Januar 1868: das Amt Bergedorf war von da an hamburgisch, und nicht nur die Bergedorfer Postwertzeichen wurden ungültig, sondern auch die Hamburger und Lübecker, die sämtlich durch die Marken des Norddeutschen Postbezirks ersetzt wurden.

Das Posthaus auf dem Mühlenhof

Das erste „Post-Local“ der LHPA befand sich in einem Raum des Bahnhofs der Berlin-Hamburger Eisenbahn. Bereits 1850 erfolgte der Umzug in ein Haus in der Kampstraße, heute Weidenbaumsweg Nr. 3, wie bei Karl Knauer (S. 98ff.,) nachzulesen ist. Dort verblieb die Post bis 1867, anschließend war in dem Haus die Gaststätte „Zur alten Post“ – das „Posthaus auf dem Mühlenhof“ (südlich des Mühlenkolks in der Nähe des Kupferhofs, siehe die Karte von 1875) wurde demnach erst bezogen, als es keine Bergedorf-Marken mehr gab.

links das Gasthaus „Zur Alten Post“ (rotes Gebäude), rechts das Kaiserliche Postamt, heute Standort der „Alten Post“ mit Apotheke „Zur Alten Post“

Zu Kaisers Zeiten (1891-92) wurde dann  ein neues Gebäude errichtet (siehe auch die Karte von 1904), das aber später als geplant fertig wurde, was die Post zwang, ein Zwischenquartier zu suchen, das sie wiederum im früheren Haus in der Kampstraße fand; die Telefonvermittlung bekam eine provisorische Unterkunft auf dem Kupferhof (BZ vom 24. und 26. September 1891).

Am 2. April 1892 kam dann alles unter das neue Dach (BZ vom 2. April 1892) – die Größe des Neubaus lässt erkennen, dass der Umfang der Aufgaben und die Zahl des Personals erheblich zugenommen hatten. Als Jahrzehnte später (1968) dieser Standort aufgegeben wurde, erhielt der dort entstandene Neubau mit Geschäften, medizinischen Praxen und Büroräumen den Namen „Alte Post“. Die Apotheke in dem Komplex trägt folglich den Namen „Zur Alten Post“.

Die an der Bergedorfer Straße errichtete neue Post ist auch schon wieder Geschichte; dort entsteht nun das „Bergedorfer Tor“. Nach neuesten Meldungen (BZ vom 5. März 2022) wird die Post entgegen früherer Planungen dort nicht einziehen.

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