Eierkochen im Sande?

Bergedorfer Zeitung, 4. August 1921

War es wirklich so heiß gewesen in Bergedorf, dass man Eier im Sand kochen konnte? Immerhin, es hatte einen Hitzerekord von 32 Grad Lufttemperatur gegeben, die Bodentemperatur an der Sternwarte hatte sogar 42 Grad betragen. Da schrieb die Bergedorfer Zeitung: „Es bewahrheitete sich also das Sprichwort, daß man Eier im Sande kochen kann, denn bei 42 Grad wird das Eiweiß tatsächlich fest.“

Tatsächlich? Wurde das Experiment wirklich durchgeführt, und wenn ja, von wem? Hat diese Person anschließend das Ei verzehrt, und wie hat es ihr geschmeckt?

Wenn sich die Eigenschaften von Eiweiß in den letzten hundert Jahren nicht grundlegend geändert haben, sind die Angaben zu bezweifeln, selbst wenn es 42 Grad Réaumur, entsprechend 52,5 Grad Celsius, gewesen sein sollten: Eiweiß, auch Eiklar genannt, benötigt 70 Grad Celsius um zu „denaturieren“, d.h. fest zu werden, wie auf einer vertrauenswürdig erscheinenden Eierkochseite des Westdeutschen Rundfunks nachzulesen ist: „Wer also ein Ei bei 68° C kocht kann sicher sein, dass das Eiklar flüssig bleibt. Ob es sich [sic!] dann jedoch als Frühstücksei taugt, wage ich zu bezweifeln.“

Über eventuelle Wiederholungen des Kochversuchs im Sande konnte die BZ 1921 nicht berichten, denn die Temperaturen wurden in jenem Jahr nicht wieder erreicht. Bei 42° C übrigens denaturieren „einige Proteine der roten Blutkörperchen“, wie es bei Wikipedia heißt.

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