Die Modernisierung der ländlichen Feuerwehren

Bergedorfer Zeitung, 3. August 1921

In allen Dörfern des Landgebiets wurde die Einführung von Motorspritzen für die Feuerwehr beschlossen, so wie hier Kirchwärder – das waren aber keine Motorfahrzeuge: lediglich die Druckpumpen hatten Verbrennungsmotoren, gezogen wurden sie von Pferden.

Heutzutage liegen in jeder Straße Hydranten, aus denen die Feuerwehr bei Bränden ihr Löschwasser erhält – vor hundert Jahren gab es in den Dörfern der Landherrenschaften noch keine Wasserleitungen, und die Feuerwehr musste sehen, wie sie an Wasser kam. Das konnte höchst problematisch sein, wie man bei dem Großfeuer in Zollenspieker bitter erfahren musste. Die örtlichen Wehren verfügten meist nur über von Hand betriebene Spritzen (siehe die Abbildung bei den Hamburger Feuerwehr-Historikern), die nur wenig leistungsfähig waren und viel Personal benötigten, das immer schwieriger zu beschaffen war, wie die Gemeindevertretung von Curslack beklagte (BZ vom 30. Mai 1921).

Kurz vorher hatte die Hamburger Feuerwehr eine Motorspritze vorgeführt, und die anwesenden Löschvorstände der Vierländer Wehren waren beeindruckt: der acht PS starke Vierzylindermotor (BZ vom 23. Mai 1921) machte es möglich, „das Wasser bis zur [Curslacker] Kirchturmsspitze hinaufzubringen“, wie es in der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Curslack heißt. Davon waren die Gemeindevertretungen ebenfalls angetan; sowohl Curslack als auch Kirchwärder beschlossen den Kauf einer solchen Einrichtung, die immerhin 60.000 Mark kosten sollte.

Offenbar blieb die vorgeführte Motorspritze in Curslack, wie die FF Curslack (ebd.) schreibt – sie war damit die modernste in den Vierlanden. Bis die anderen Wehren ihre Motorspritzen erhielten, dauerte es noch – die im Internet verfügbaren Informationen sind z.T. widersprüchlich: folgt man der durchaus informativen Darstellung der Feuerwehrhistoriker Hamburg, so bekamen die Wehren Curslack und Kirchwärder Süden Seite die neuen Geräte 1924 – folgt man den Chroniken der Wehren, die wohl verlässlicher sein dürften, erhielten die Kirchwärder Wehren im April 1923 (Südseite) bzw. 1925 (Nordseite) die von Pferden zu ziehenden Anhänger mit Motorspritzen, Curslack 1924 bereits eine neue. 1926 kam dann die FF Neuengamme an die Spitze des Fortschritts: sie erhielt das erste Feuerwehr-Motorfahrzeug des Landgebiets.

Die Motorspritze der FF Kirchwärder Süden Seite vor dem Zollenspieker Fährhaus (Sammlung Söhnke Marquardt)

Löschvorführung der Motorspritze der FF Kirchwärder Süden Seite (Sammlung Söhnke Marquardt)

 

 

 

 

 

 

Bergedorfer Zeitung, 3. Januar 1921

Aber wahrscheinlich wäre in dem nebenstehend geschilderten Fall auch die allermodernste Feuerwehr machtlos gewesen, denn das Spritzenhaus lag zu weit entfernt. Dietrich Timm ließ den Nachfolgebau in Massivbauweise mit Hartbedachung errichten, und dieser hat die Zeiten überdauert.

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1921 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert