Ein vorletztes Mal: Dreiklassenwahl in Sande

Bergedorfer Zeitung, 13. März 1918

Wie sich Ende 1918 herausstellte, sollte dies die vorletzte Wahl in Sande nach dem preußischen Dreiklassenwahlrecht gewesen sein. Die 1917 fällige Teilwahl hatte man wegen des Krieges verschoben, doch man wollte nicht, dass dann beim nächsten regulären Wahltermin im Frühjahr 1919 gleich zwei Drittel der Gemeindevertretung neu zu wählen gewesen wären, und so entschied man sich für die Ergänzungswahl im März 1918 (BZ vom 20. Februar 1918). 1919 kam dann alles ganz anders.

Besonders spannend versprach die Wahl nicht zu werden: in der ersten Klasse gab es nur einen Wähler: das Bergedorfer Eisenwerk. In der zweiten Klasse einigten sich Bürgerverein und Grundeigentümerverein nach einigem Hin und Her auf den gemeinsamen Kandidaten Elberding, in der dritten Klasse kandidierten nur die beiden Sozialdemokraten Krell und Dießner für die beiden Sitze.

Bergedorfer Zeitung, 18. März 1918

Doch dann gab es eine Überraschung: in der zweiten Klasse tauchte ein weiterer Kandidat auf, der „eine eifrige Wahlagitation“ betrieb, sodass Bürger- und Grundeigentümerverein sich genötigt fühlten, per Zeitungsanzeige für ihren Kandidaten zu werben (BZ vom 16. März 1918) – vergebens, wie das Ergebnis zeigte: der bis dahin in der Zeitung nicht namentlich genannte Landmann Rudolf Delventhal siegte bei ca. 62 Prozent Wahlbeteiligung mit deutlichem Vorsprung vor Elberding. Auch in der dritten Klasse war „die Wahlbeteiligung recht rege“, wozu sicher auch der Wahltermin beitrug: auf Wunsch der SPD war die Wahl auf einen Sonntag gelegt worden, um auch den Arbeitern der Pulverfabrik die Stimmabgabe zu ermöglichen (BZ vom 5. März 1918).

Überraschenderweise musste noch eine weitere Wahl nach altem Recht vorgenommen werden, nachdem drei Vertreter zu stellvertretenden Gemeindevorstehern aufgerückt waren – hierzu wird am 30. April 2018 ein Beitrag in diesem Blog erscheinen. Diese letzte Dreiklassenwahl verlief ohne Überraschungen.

Noch eine kleine Anmerkung zur Bergedorfer Zeitung: im Artikel oben wurde die Wahlzeit mit „nachmittags von 3 bis 3 ½ Uhr“ angegeben – aber das betraf nur die zweite Klasse. Laut Wahlbekanntmachung wählte zuvor die dritte Klasse zwischen 13 und 15 Uhr, und in der ersten Klasse hatte der einzige Wähler (zeitlich als letzter) fünfzehn Minuten Zeit, um sein Votum zu Protokoll zu geben (BZ vom 7. März 1918).

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