Bergedorfs Stadtparlament: vom Geldsegen über ein Überschwemmungsgebiet zur Kriegsteuerungszulage

Bergedorfer Zeitung, 1. Juni 1915

Bergedorfer Zeitung, 1. Juni 1915

Über den neuen Finanzausgleich zwischen dem Staat und der Stadt, sprich Hamburg und Bergedorf wurde bereits im Beitrag Der Kriegshaushalt 1915 berichtet, deshalb sei hier schlicht darauf verwiesen.
Das Thema „Überschwemmungsgebiet“ war dagegen erst kurze Zeit vor diesem Bericht in die Kommunal- und Landespolitik geraten, und zum besseren Verständnis der topographischen Situation ist ein Blick auf die Karte 1875 und die Karte 1904 sicher hilfreich: dort, wo 1875 die Flurbezeichnung „Im Brook“ (niederdeutsch für Bruchwald) lautete und 1904 die zur Erschließung des Villengebiets gebaute Ernst-Mantius-Straße verlief, war eine größere Zahl Wohnhäuser errichtet worden, die Probleme mit dem hohen Grundwasserstand hatten. Abhilfe schaffen sollte, so die Forderung des Liberalen Vereins laut Bergedorfer Zeitung vom 16. April 1915, die Aufhebung bzw. Änderung der Verordnung über die Aufstauhöhe für die Kornwassermühle, und nun wollte Bergedorfs Bürgermeister Dr. Paul Walli in Hamburg „energisch vorstellig“ werden und eine Lösung des Problems erreichen, was dem Bergedorfer SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Wilhelm Wiesner laut BZ vom 13. März 1915 versagt geblieben war. Auf die weitere Entwicklung wird zurückzukommen sein – dass Überschwemmungsgebiete auch 2015 noch die Politik beschäftigen, ist z.B. in Berichten der Bergedorfer Zeitung und des Blogs vierlaender.de nachzulesen.
Und wo man im Stadtparlament gerade beim Thema Bille war, konnten Anmerkungen zum Schweinsgraben (westlich des Serrahn, siehe die obengenannten Karten) und seiner westlichen Fortsetzung, der mittleren Bille, nicht fehlen. Der Schweinsgraben verschwand im Laufe der Zeit; die Wasserqualität der mittleren Bille hingegen scheint sich in den letzten hundert Jahren nicht verbessert zu haben, wie aktuelle Untersuchungen der Gewerbeschule 19 zeigen.
Mit einer gewissen Erleichterung werden die schlechterverdienenden städtischen Arbeiter und Angestellten der Stadt Bergedorf den Beschluss über die Zahlung einer „Kriegsteuerungszulage“ aufgenommen haben – die zusätzliche Zahlung von zwei Mark pro Woche für die haushaltführende Person plus eine Mark pro Woche und Kind war aber zu niedrig, um wirklich Freude auslösen zu können, zumal die vergleichbar Entlohnten im öffentlichen Dienst Hamburgs eine etwas höhere Zulage bekamen (siehe Bergedorfer Zeitung vom 5. Mai 1915).

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