Der vielfältige Herr Weyrauch

Bergedorfer Zeitung, 11. Februar 1921

Die Ortsgruppe Bergedorf der Deutschen Gesellschaft für psychische Forschung verwandelte sich in die eigenständige „Occulte Loge Bergedorf“, um geisteswissenschaftliche Forschung zu betreiben. Spiritus rector war ein Herr H. Weyrauch, der – unterstützt durch ein Medium – nach mehreren „Aufklärungs- und Experimental-Vorträgen“ u.a. zur Frage „Wo sind die Toten und sehen wir sie wieder?“ (BZ vom 13. und 16. Dezember 1920) die Ortsgruppe Bergedorf dieser Gesellschaft gegründet und wöchentliche Versammlungen durchgeführt hatte, z.B. zu „Seelenkräfte – Entschleierte Magie“ (BZ vom 13. Januar 1921).

Nicht immer klappte alles: Das Ausbleiben eines Hamburger Gastredners versuchte Weyrauch durch ein eigenes Referat über Naturheilverfahren zu kompensieren, welches von einer Frau M. Z. im Sprechsaal der BZ als „in Form und Inhalt minderwertiges Gerede“ heftig kritisiert wurde (BZ vom 29. Januar 1921). Der Angegriffene wies die Einwände zurück und verkündete eine wachsende Mitgliederzahl (BZ vom 1. Februar 1921), doch er trennte sich wenige Tage später mit seinen Bergedorfern von der Gesellschaft – ob es dafür mehr Gründe gab als den in der Anzeige genannten, ist unbekannt.

Bergedorfer Zeitung, 4. Mai 1921

Auf einem der monatlichen Gästeabende befasste sich die Loge mit dem „Od als Träger der Lebenskraft“ (BZ vom 30. März 1921), doch stand die weitere Arbeit offenbar unter keinem guten Stern, denn letztmalig für den Mai war eine Ankündigungs-Anzeige zu finden, dann entschwand die Occulte Loge Bergedorf spurlos aus dem öffentlichen Leben: wie schon bei der ersten Veranstaltung am 14. Dezember 1920 behandelte Herr Weyrauch, der sich nun „Privat-Psychologe“ nannte, das Weiterleben nach dem Tode, offenbar ohne Experimentalteil (BZ vom 4. Mai 1921).

Bergedorfer Zeitung, 17. Mai 1921

Herrn Weyrauchs Zeit wurde bald danach durch anderes beansprucht: er eröffnete ein Institut für Volksheilkunde (BZ vom 17. Mai 1921) und warb wenige Monate später als „Psychologe“ um Kunden (BZ vom 30. August 1920). Zusammen schienen die beiden Geschäftsfelder erfolgreich, denn zum 1. Januar 1922 wollte der Psychologe Weyrauch sein Institut für Volksheilkunde zwecks Vergrößerung der Praxis innerhalb Bergedorfs verlegen (BZ vom 30. Dezember 1921).

 

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