Ein Jubiläum – aber welches?

Bergedorfer Zeitung, 14. August 1920

Wegen des Krieges war 1917 die Feier anlässlich der fünfzigjährigen Zugehörigkeit Bergedorfs zu Hamburg (siehe den Beitrag zu diesem Jubiläum) ausgefallen – drei Jahre später gab es den nächsten runden Jahrestag, und es sollte die „500-Jahrfeier der Stadt Bergedorf“ begangen werden. Historisch war das Unfug: die erste explizite urkundliche Nennung des Ortes stammt von 1163; aus einer Urkunde von 1162 ist zu schließen, dass Bergedorf bereits damals existierte; das Stadtrecht war dem Ort 1275 verliehen worden.

Wenn also auch der Titel des Festes ziemlich daneben lag: es gab Grund, ein Jubiläum zu würdigen,  denn 500 Jahre zuvor hatte die gemeinsame Streitmacht der Städte Hamburg und Lübeck Stadt und Schloss Bergedorf erobert (am 16. Juli 1420), und der Friedensvertrag mit dem besiegten Herzog von Sachsen-Lauenburg wurde am 23. August 1420 besiegelt und das beiderstädtische „Amt Bergedorf“ entstand. Gefeiert werden sollte (und wurde) einen Tag zu früh, nämlich am 22. August 1920, weil das ein Sonntag war.

Laut Programm stiftete der Magistrat der Stadt zwei Konzerte am Festtag, aber das war fast schon sein gesamtes Engagement in Sachen Jubiläum, wie aus dem Bericht danach hervorgeht (BZ vom 23. August): zahlreiche Prominente listete die BZ namentlich als Teilnehmer auf, z. B. Hamburgs früheren Bürgermeister von Melle und einen seiner Amtsvorgänger, Max Predöhl, beide ehemals Landherren, sowie den amtierenden Landherrn Senator (Heinrich) Stubbe. Die Bürgerschaftsabgeordneten Käckenhoff und Amandus Stubbe wurden mit Namen genannt, ebenso Hamburger Beamte und zwei Künstler – summarisch hieß es dann: „von Magistrat und Bürgervertretung Vertreter aller Fraktionen“,  der Teilnahme im Publikum verweigerten die Stadtoberen sich also nicht.

„Im großen und ganzen … voll gelungen“, urteilte die BZ am 23. August über das Fest, wenn sie es auch etwas klein fand: der Magistrat hätte Ausrichter einer richtigen „Volksfeier“ sein sollen. Aber der wollte ja nicht.

Festschrift von 1920 – Illustration des Titelblatts von Hans Förster

Übrigens: die mit zahlreichen Abbildungen versehene Festschrift, sogar mit dem korrekten Untertitel „herausgegeben anläßlich der 500-Jahrfeier des Amtes Bergedorf“, enthielt Aufsätze zur Geschichte des Gebiets (einschließlich Geesthachts). Man konnte sie in den Bergedorfer Buchhandlungen für fünf Mark erwerben. Sie ist in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg vorhanden (Katalog-Link) – das dortige Exemplar ist in deutlich besserem Zustand als das hier abgebildete.

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