Friedrich Chrysander

Gedenktafel Chrysander Versteckt hinter Wildwuchs und Maschendrahtzaun an einer ruhigen Wohnstraße Bergedorfs ist diese Gedenktafel nahezu unsichtbar – und auch, wenn man näher herantritt, ist der Text nicht vollständig lesbar. Der, an den hier erinnert werden soll, hätte es anders verdient – und hoffentlich wird es bald anders.

Doch der Reihe nach: im Jahre 1866 verlegte der Musikwissenschaftler Franz Carl Friedrich Chrysander (1826-1901) seinen Wohnsitz nach Bergedorf. Er wurde im Hamburgischen Adressbuch für 1869
erstmals und in den Folgejahren bis 1901 unverändert aufgeführt:

HAB 1869, S. IV/821
(HAB 1869, S. IV/821)

Chrysander war aber nicht einfach Betreiber einer profanen Druckerei (eine für einen Dr. phil. im 19. Jahrhundert schon etwas ungewöhnliche Tätigkeit). Das „Adreßbuch für die Landherrenschaft Bergedorf“ von 1880, S. 2, verzeichnet ihn ausführlicher:

„Adreßbuch für die Landherrenschaft Bergedorf“ von 1880, S. 2,

Friedrich Chrysander war Musikwissenschaftler und sein Ziel war es, das damals in Deutschland wenig bekannte Werk Georg Friedrich Händels zu erforschen und zu verbreiten, wozu auch seine letztlich unvollendet gebliebene Händel-Biographie beitragen sollte, die online verfügbar ist.

Für seine Händel-Gesamtedition errichtete er die im Adreßbuch genannte Notendruckerei. Neben dieser betrieb er auch in mehreren beheizbaren Treibhäusern eine Gärtnerei zur Lebensabsicherung der Familie (Vgl. Olaf Matthes/Bardo Metzger: Bergedorfer Personenlexikon, Hamburg 2003, S. 44 – 47.).

In den Adreßbüchern ist Chrysander zwar mit wechselnden Anschriften verzeichnet (zunächst „beim Hundebaum“, ab 1876 „beim Hundebaum 3“, ab 1884 „beim Hundebaum 30“ und von 1896 bis 1901 „Brauerstraße 88“), aber Grundstück und Haus bleiben dieselben: die Hinzufügung von Hausnummern und die Ablösung der Flurbezeichnung durch einen Straßennamen signalisieren die zunehmende Besiedlung in diesen Jahren, die auch aus den Karten ersichtlich ist:

Karte 1875 Ausschnitt

Karte 1905 Ausschnitt

Gedenktafel Chrysander Seit 1949 lautet die Anschrift „Chrysanderstraße 88/88a“, sodass nicht nur die Tafel an diesen bedeutenden Bürger erinnert. Der 2002 gegründete Verein „Bergedorfer Musiktage“, der die gleichnamige Veranstaltung durchführt, will jetzt für eine Chrysander-Präsenz im Zentrum sorgen und hat zu Spenden für ein Chrysander-Denkmal im Einkaufszentrum CCB aufgerufen.

Friedrich Chrysanders Privatbibliothek und ein umfangreicher Bestand an Musikhandschriften aus seiner Privatsammlung sind heute Bestandteil der Musiksammlung der Staats- und Universitätsbibliothek, angekauft teils schon zu Lebzeiten Chrysanders, 1875, teils im Jahre 1956. Im Zuge seiner Händel-Forschungen in England hatte Friedrich Chrysander sich 129 Bände Direktionspartituren („Handexemplare“) Georg Friedrich Händels sichern können und ein Konsortium Hamburger Geschäftsleute dafür begeistert, sie für Hamburg zu erwerben und später auch der Staatsbibliothek zu verkaufen. Mit Chrysander verbundene Dokumente finden sich auch in anderen Nachlässen der Bibliothek, z.B. Briefwechsel mit Johannes Brahms im Brahms-Archiv. Einige dieser Dokumente sind katalogisiert in der Datenbank HANS für Handschriften, Autographen, Nachlässe und Sondersammlungen (HANS-Datenbank).Für diese Angaben bin ich Herrn Ulrich Hagenah sehr dankbar.

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2 Antworten zu Friedrich Chrysander

  1. Pingback: Neuer Geschichtsblog bringt Bergedorfer Geschichte(n) - VIERLAENDER.de

  2. Susanne Dammann sagt:

    Der berühmte Musikforscher ist wohl vor allem auf Grund des schönen, großformatigen Ölgemäldes, das in der Hamburger Kunsthalle hängt, bekannt geworden. Es zeigt ihn in seiner Druckerei und Instrumentenwerkstatt.

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