Es war vermutlich die erste Veranstaltung der Kommunistischen Partei Deutschlands in Bergedorf, und auf jeden Fall die erste, für die in der BZ eine Anzeige erschien und über die anschließend berichtet wurde.
Mit Heinrich Laufenberg war ein höchst prominenter Redner angekündigt: vom 11. November 1918 bis zum 20. Januar 1919 war er (als einer der Vertreter der Linksradikalen) Vorsitzender des Hamburger Arbeiter- und Soldatenrats und wurde von seinen Gegnern als „roter Diktator Groß-Hamburgs“ bezeichnet. Er schloss sich der am 1. Januar 1919 gegründeten KPD an – und nun sollte er nach Bergedorf kommen.
Die Ankündigung sorgte für guten Besuch der Veranstaltung – allein, Laufenberg kam nicht. Statt seiner sprach „ein Herr Dr. Euler“, wie die BZ schrieb. Dessen Identität war nicht zweifelsfrei zu klären: möglicherweise handelte es sich um Dr. Carl Eulert, Vorsitzender der Kommission für das Unterrichts- u. Bildungswesen des Hamburger Arbeiter- und Soldatenrats (Hildegard Milberg, S. 111) und 1921 als KPD-Mitglied zum Bürgermeister des mecklenburgischen Goldberg gewählt (Volker Stalmann, S. 105).
Der „Bericht“ der Zeitung ist mindestens ebenso sehr Kommentar wie Wiedergabe des Veranstaltungsablaufs: Herr Dr. Euler(t) „predigte … die Lehren des Kommunismus und Spartakismus“, ähnlich wie die USP, die lediglich auf anderem Wege zu „Rätesystem und Diktatur des Proletariats“ kommen wolle. Die anwesenden USP-Vertreter Seß und Boldt sprachen sich angeblich für eine „radikalsozialistische Einheitsfront“ aus, was Euler(t) mit scharfen Worten zurückwies: „Eine Partei, die nicht wüßte, ob sie kalt oder warm sei, könnte man … nicht gebrauchen.“
Es ist unwahrscheinlich, dass diese Veranstaltung der KPD die einzige des Jahres in Bergedorf blieb, aber in der BZ war nichts weiteres zu finden. Laut Alfred Dreckmann (S. 52) gab es spätestens seit 1920 eine Ortsgruppe der KPD – und in dieser fanden sich dann auch Carl Seß und Karl Boldt wieder, die also ihre individuelle Entscheidung zwischen warm und kalt gefällt hatten.