Streik in Düneberg und Krümmel

Bergedorfer Zeitung, 11. September 1917

Ungeachtet des Burgfriedens gab es sowohl in der Pulverfabrik Düneberg als auch in den Dynamitwerken Krümmel im Sommer 1917 eine „Arbeitsniederlegung“, wie die BZ in einem in der Mitte des Artikels unauffällig platzierten Satz berichtete. Immerhin: sie berichtete, während andere Streiks in Hamburg nicht einmal erwähnt wurden.

Es waren nicht die mit der unmittelbaren Kriegsproduktion beschäftigten Arbeitnehmer, die streikten, sondern die an den Kriegsbauten tätigen Bauhandwerker und Zimmerer, die zu diesem Mittel griffen.

Der Konflikt hatte im Frühjahr begonnen, als für das Baugewerbe eine reichsweite Teuerungszulage in Höhe von 15 Pfennig pro Stunde eingeführt wurde, auf die allerdings die erste Teuerungszulage von 4 Pfennig angerechnet wurde (BZ vom 30. April 1917), und offenbar wollten die Arbeitgeber die bisher gezahlte „Pulverzulage“ von 11 Pfennig auf diese Erhöhung anrechnen, sodass die Arbeiter nicht mehr Geld in der Tasche gehabt hätten als vorher. Der auf Grund des Gesetzes über den Vaterländischen Hilfsdienst eingerichtete Schlichtungsausschuss entschied (am 25. Mai) zu Gunsten der Arbeiter, doch die Arbeitgeber weigerten sich zu zahlen, woraufhin es zur Streikdrohung kam, über die die BZ am 9. August berichtete: „Sollten also, so bemerkt … das ‚Hamburger Echo‘, durch die Nichtanerkennung eines Spruches des gesetzlich eingesetzten Schlichtungsausschusses in den nächsten Tagen Differenzen resp. Arbeitseinstellungen vorkommen, so tragen die Verantwortung nicht die Arbeiter, sondern die Arbeitgeber.“

Es kam tatsächlich zum Streik, wie aus dem Artikel vom 11. September hervorgeht, und aus einem Artikel vom 16. August kann man schließen, dass die Arbeit für ein bis zwei Tage ruhte. Es waren nicht die Baufirmen, die nachgaben, sondern die Pulverfabriken, die „ihre Bereitwilligkeit zur Zahlung der strittigen Summe“ erklärten: als „eine ganz neue, außertarifliche Zulage“. Der Stundenlohn für die ca. 2.800 Bauarbeiter, Zimmerer und Metallbauer stieg damit auf 1,27 M (BZ vom 3. August) – sicher ein Spitzenlohn für die damalige Zeit, doch die Erhöhung wird die längst eingetretenen Preissteigerungen kaum ausgeglichen haben.

Gern wüsste man, wie hoch die Löhne der Arbeiter in der Fabrik waren – die einzigen verlässlichen Zahlen findet man bei Karl Gruber (S. 45): demnach lag der Schichtlohn dort am 1. September 1916 für Männer zwischen 4,75 und 9,40 M (Frauen 3,00 – 4,50 M), am 1. September 1918 zwischen 7,50 und 12,25 M (Frauen 5,50 – 11,00 M).

Die hohe Zahl der Bauarbeiter zeigt, wie umfangreich die Fabriken erweitert und umgebaut wurden: nach Gruber (S. 18) wuchs die Gebäudezahl zwischen 1914 und 1918 von 247 auf 475.

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