In einem Sprichwort heißt es, dass ein voller Bauch nicht gern studiert. Zyniker könnten sagen, dass angesichts der Hungerrationen 1917 also optimale Lernbedingungen herrschten, aber wichtiger als das Lernen war den Schulbehörden damals das Ernten, und so wurden die Schulferien eben nach den Ernteerfordernissen ausgerichtet und nicht nur verlegt, sondern auch verlängert, damit Schülerinnen und Schüler in der Landwirtschaft eingesetzt werden konnten. Nach Ende der allgemeinen Ferien konnten sie „weitgehenden Urlaub“ erhalten, also die schulfreie Zeit weiter ausdehnen, und wenn jemand deswegen Lerndefizite aufwies, sollte hierauf „bei der Versetzung gebührend Rücksicht“ genommen werden.
Der zweite Artikel macht deutlich, warum Jugendliche als Landarbeiter so gefragt waren: Soldaten konnten „nur noch in sehr beschränktem Maße“ abgestellt werden – in welchem Ausmaß das auf den Einsatz von Soldaten bei der Abriegelung der landwirtschaftlichen Gegenden (siehe den Beitrag Das Landgebiet militärisch abgeriegelt) zurückzuführen war, ist unklar. Mehr als die reichsweit 750.000 in der Landwirtschaft eingesetzten Kriegsgefangenen (siehe BZ vom 28. Februar 1917) sollte es nicht geben, und deren Zahl war zumindest in Kirchwärder bereits reduziert worden (siehe BZ vom 26. Januar und 23. April 1917, siehe auch den Beitrag Die Jugend zieht ins Feld).
Trotz des Arbeitskräftemangels waren Bauern und Gärtner bei der Anforderung von Jugendlichen wohl eher zurückhaltend, andererseits suchten die Jugendkompanien Beschäftigung – das Kriegsamt fand die Lösung des Problems: den Betrieben konnten Kriegsgefangene entzogen werden, wenn keine Einstellung von Jungmannen erfolgte (siehe BZ vom 18. August 1917).
Der Erntemenge werden die Maßnahmen wohl genützt haben, der Bildung bestimmt nicht.