Die selbstkassierende Sprechstelle

Bergedorfer Zeitung, 31. August 1916

Bergedorfer Zeitung, 31. August 1916

Der technologische Fortschritt machte vor Bergedorf nicht halt: mitten im Krieg wurde in der Bahnhofshalle die zweite „selbstkassierende Sprechstelle (Fernsprechautomat)“ der Stadt installiert, was die Kommunikationsmöglichkeiten deutlich verbesserte, wenn auch nur für zwölf Stunden am Tag: zwar gab es anderswo schon automatische Vermittlungsstellen und Telefone mit Wählscheiben, aber diese Technologie hatte hier noch keinen Einzug gehalten: die Bergedorfer mussten auf die Dienste der „Fernsprechvermittelungsstelle“ zurückgreifen, deren Personal die Verbindung zum gewünschten Gesprächspartner „zusammenstöpseln“ musste, und das geschah nur zwischen sieben Uhr morgens und sieben Uhr abends.

Bergedorfer Zeitung, 19. Oktober 1916

Bergedorfer Zeitung, 19. Oktober 1916

Der nächste kleine Schritt ließ jedoch nicht lange auf sich warten: nicht einmal zwei Monate später wurden nächtliche Gespräche nach Hamburg möglich (was technisch keine Herausforderung gewesen sein kann: die Vermittlung musste ja nur als letzte Aktion vor ihrem Feierabend die Leitung aus der Bahnhofshalle an die der Vermittlung Hamburg-Altona anschließen). Alle Anschlüsse der Vermittlung in Bergedorf, deren Gebiet von Billbrook im Westen, den Sachsenwald-Gemeinden im Norden, Börnsen im Osten sowie Curslack und Neuengamme im Süden reichte, blieben des Nachts aber stumm. Geesthacht hatte eine eigene Vermittlungsstelle, die auch für Düneberg und Krümmel (und Altengamme) zuständig war. Eine weitere Vermittlungsstelle in der Landherrenschaft Bergedorf saß in Zollenspieker mit der Zuständigkeit für Kirchwärder und den Ost-Krauel – Details sind im „Verzeichnis der Teilnehmer an den Fernsprechnetzen im Ober-Postdirektionsbezirk Hamburg“ (1915) nachzulesen.

Ob der Fernsprechautomat zwischen 19 und 21 Uhr völlig ruhte oder ob (was wahrscheinlicher ist) die Dienstzeit der Bergedorfer Vermittlungsstelle ausgedehnt worden war, konnte man nicht in der BZ lesen. Die Ausgabe des Telefonbuchs von 1918 nennt 21 Uhr als Dienstschluss der Vermittlung.

 

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