Da hatte die Bergedorfer Zeitung einmal einen echten „scoop“, eine sensationelle Erstmeldung, gelandet: Bergedorfs Bürgermeister hatte sich erfolgreich auf eine andere Stelle beworben und seine Wahl in Pankow angenommen, wie er (zwei Wochen später, siehe Bergedorfer Zeitung vom 12. Juli 1916) in nichtöffentlicher Sitzung dem Magistrat und der Bürgervertretung mitteilte.
Drei Fragen drängen sich auf: Warum wollte er gehen? Wie reagierte die Politik in Bergedorf? Und ging er wirklich?
Ein wichtiger Grund für seine Veränderungsabsicht könnten die „Bergedorfer Verhältnisse“ gewesen sein, die Kompetenz- und Finanzverteilung zwischen dem Staat Hamburg, der Landherrenschaft Bergedorf und der Stadt Bergedorf – das jedenfalls vermutete der frühere Bürgervertreter und Ratmann Hermann Baaß (Bergedorfer Personenlexikon, S. 19) in einem langen Leserbrief (siehe BZ vom 17. Juli 1916, siehe auch den Beitrag Kommunalpolitik 1916: Hohler Weg und weniger Ratmänner). Wie unzufrieden Walli mit den vorhandenen Verwaltungsstrukturen und dem Hineinregieren in Bergedorfer Angelegenheiten war, wird aus seinem 1919 veröffentlichten Aufsatz Zur Frage der Verwaltung Groß-Hamburgs deutlich, in dem er „schreiende Mißstände“ (S. 38) beklagte. Baaß könnte also richtig gelegen haben.
Ein anderes Motiv könnte das liebe Geld gewesen sein: 1912 hatte das Jahresgehalt des Bergedorfer Bürgermeisters 11.000 Mark betragen (siehe Barghorn-Schmidt, S. 162) – Wallis Gehalt dürfte höher gelegen haben als das seines Vorgängers, aber nicht an die 15.000 Mark herangereicht haben, die Pankow zahlen wollte.
Gern wollte man Walli offenbar nicht ziehen lassen, zumal der Magistrat ohnehin dezimiert war (siehe den Beitrag Kommunalpolitik 1916: Hohler Weg und weniger Ratmänner) – man wollte ihn in Verhandlungen dazu bringen, „noch einige Zeit“ in Bergedorf zu bleiben: sowohl Bürgervertreter als auch der Landherr forderten ihn auf, „mindestens“ bis zum Waffenstillstand, möglichst bis zum Friedensschluss (siehe BZ vom 12. und 26. Juli 1916) zu bleiben. Walli selbst erklärte, dass er seinen bis zum 31. Dezember 1916 laufenden Vertrag in Bergedorf selbstverständlich erfüllen werde und dass er bereit sei, mit Pankow über den Zeitpunkt des Wechsels zu verhandeln.
Das alles zog sich nun monatelang hin, ohne dass die Bergedorfer Zeitung Neuigkeiten zu berichten wusste – allerdings war der Verzicht von Wallis Ehefrau auf eine Wiederkandidatur für den Vorstand des Bergedorfer Frauenvereins (siehe BZ vom 2. Oktober 1916) ein Indiz, dass die Wallis auf Veränderung setzten. Aber auch im Dezember gab es noch keine Klarheit: nach wie vor wollten ihn beide Städte als Bürgermeister (siehe BZ vom 13. Dezember 1916).
Letztlich blieb er bis über das Kriegsende hinaus in Bergedorf. Im Juni 1919 wechselte er als Senatssyndikus in die Hamburger Verwaltung (siehe Bergedorfer Personenlexikon, S. 209f.), was ja auch nicht schlecht für ihn war.