Bei dem Wort „Spionage“ denkt man ja eher an Mata Hari als an Neu-Besenhorst, und der nahe Geesthacht verhaftete Mann dürfte historisch weniger bedeutend gewesen sein als seine legendäre Kollegin. Doch wer während eines Krieges mit Kamera und Stativ in einem Straßengraben sitzend und falsche Angaben machend aufgegriffen wird, darf sich über einen Spionagevorwurf nicht wundern, zumal die bei ihm gefundenen Fotos von Düneberg und Edmundsthal (heute Teile Geesthachts) ihm vielleicht zur Orientierung und zum leichteren Auffinden der schon mehrfach genannten Pulver- und Dynamitwerke in Düneberg und Krümmel dienen sollten. Das Kamerastativ als Angelgerät zu bezeichnen und die Kamera unter einer Lage Garn zu verstecken kann nicht als hohe Schule geheimdienstlicher Agententätigkeit angesehen werden, und so machte Wachtmeister Kimpel den vielleicht bedeutsamsten Fang seines Lebens – aber eben nur vielleicht, denn eine Folgeberichterstattung fehlt in der BZ.
Allgemein wurden viele Maßnahmen ange- und verordnet, um dem Feind nichts zu verraten: so wurde der Postversand von Ansichtskarten mit dem Bild des Kruppschen Geschütztransportwagens verboten (BZ vom 10. Februar 1915), und wenig später hieß es, alle Motive auf Kriegspostkarten müssten von der Zensur abgesegnet werden (BZ vom 22. April 1915). Auf den Bahnhöfen gab es Aushänge mit „Soldaten, lasst euch nicht aushorchen!“ (BZ vom 5. Juli 1915) und Ende des Jahres stellte das Stellvertretende Generalkommando jegliches Fotografieren und Zeichnen auf öffentlichen Wegen unter Erlaubnisvorbehalt (BZ vom 6. Dezember 1915): schwere Zeiten für Freiluftmaler.
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Anhand ausgewählter Artikel von vor 100 Jahren wird gezeigt, wie sich im, durch den und nach dem Ersten Weltkrieg das Leben in Bergedorf änderte.
Die Kategorie «Bergedorf 1924» setzt die wöchentlich erscheinenden Beiträge zu Meldungen aus den Vorjahren ab 1914ff. fort, die über die Seite «Archiv 1914ff.» erreichbar sind.
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