Vor hundert Jahren begann in Deutschland das Rundfunkzeitalter – auch in Bergedorf.
Bis der Unterhaltungsrundfunk seinen Einzug in Bergedorfs Wohnzimmer hielt, sollten noch ein paar Wochen vergehen – aber das 1924 in Deutschland eingeführte neue Massenmedium warf seine Schatten (oder Wellen?) voraus.
Die Technik der „drahtlosen Telegraphie und Telephonie“ war nicht mehr ganz neu, aber nun sollte sie „für die Allgemeinheit“ zugänglich werden. Seit 1922 gab es bereits den „Wirtschaftsrundspruch“, der aber spezielle Empfangsgeräte benötigte und nur Abonnenten zugänglich war, ähnlich verhielt es sich mit dem 1920 eingeführten Presserundfunk.
Alles stand unter „staatlicher Oberaufsicht“, und die praktische Arbeit leistete die Post; sie betrieb die Sendeanlagen, entschied über die Zulassung von Herstellern der Empfangsgeräte, genehmigte die Empfangsgeräte und stellte die Genehmigungsurkunden zur Einrichtung einer Empfangsanlage aus und nur mit diesem Dokument, das nur an vollbeschäftigungsfähige Erwachsene ausgegeben wurde, durfte man ein Empfangsgerät erwerben. Auch Rundfunkgebühren waren zu zahlen – sie und mit ihnen das Schwarzhören feiern 2024 also ebenfalls ihren 100. Geburtstag; das Schwarzhören war sogar strafbar (BZ vom 29. März 1924).
Die zu Jahresbeginn 1924 einzige deutsche Sendestation stand in Königs Wusterhausen und hatte nur eine Reichweite von etwa 100 km – in Bergedorf waren nur die sehr viel stärkeren Sender Paris und London zu empfangen.
Über die Entwicklung des Rundfunks in Deutschland gibt es zahlreiche Publikationen – eine recht übersichtliche Online-Zusammenfassung liefert das Thüringer Museum für Elektrotechnik Erfurt e.V., auch die Artikel zum Hörfunk und zum Wirtschaftsrundspruch bei Wikipedia sind informativ und dienten für diesen Artikel als Quellen. Bei der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg führt die Suchbegriffseingabe „Rundfunk Geschichte“ zu 3.848 Büchern, darunter ist das in der BZ empfohlene Handbuch des Rundfunk-Teilnehmers.
Auf die speziellen Bergedorfer Aspekte des Themas wird zurückzukommen sein.