Diesem Artikel an der Spitze der Bergedorf-Berichterstattung des Tages fehlt zwar der konkrete lokale Bezug, aber das am 1. Dezember 1914 in Kraft getretene Reichsgesetz betraf auch die Bergedorfer unmittelbar: die Getreidevorräte waren knapp, es galt, „unsere Mehlvorräte zu strecken“, und dies sollte dadurch erreicht werden, dass jedem Brotteig ein Kartoffelzusatz beigemengt wurde. Ob dies wirklich zu besserem Geschmack und längerer Haltbarkeit des Brotes führte, wie im Artikel mit vorsichtiger Distanz angegeben, sei dahingestellt. Jedenfalls waren Kartoffeln offenbar so reichlich vorhanden, dass sie einer weiteren Verwendung zugeführt werden konnten, ohne dass an anderer Stelle Knappheit entstanden wäre. Und: „Auch der Kaiser ißt K-Brot“ lautete die Überschrift zu einer Meldung am 5. Januar 1915, womit es dann zu einem k.u.k-Brot wurde, wenn das Wortspiel gestattet sei.
In den Reigen derjenigen, die für die „im Felde weilenden Krieger“ Geld mobilisierten, gesellten sich auch Bergedorfs Postler, genauer der „Verein der unteren Post- und Telegraphenbeamten von Bergedorf und Umgegend“: bei der von ihm veranstalteten Lotterie gab es Gesamteinnahmen von (laut Bergedorfer Zeitung vom 16. Januar 1915) 1.500 Mark, die für 500 Feldpostpakete genutzt wurden.
Von der „Stempelsteuer“ war diese Lotterie ausweislich des Stempels auf dem unten abgebildeten Los immerhin befreit.
Los Nr. 4001 war übrigens eine Niete – das Verzeichnis der 541 Gewinner-Lose, abgedruckt in der Bergedorfer Zeitung vom 9. Dezember 1914, enthält diese Nummer nicht.
Die Postkriegshilfe setzte ihre Sammeltätigkeit in den folgenden Jahren fort. Die hier gezeigte Wohlfahrtsmarke mit dem Bergedorfer Wappen auf dem Schild stammt aus 1915 oder 1916 und wurde u.a. in Bergedorfer und Sander Geschäften verkauft. (BZ vom 17. März und 14. Mai 1915 sowie 27. Oktober 1916).