Eigentlich war das Leben an der Front recht angenehm, wenn man den Briefen dieser beiden Bergedorfer Glauben schenkt. Ihr Inhalt unterscheidet sich so fundamental von dem eine Woche zuvor veröffentlichten Schreiben (siehe den Beitrag Die Schrecken des Krieges und posierende Landstürmer), dass man fast den Begriff „Gegendarstellung“ dafür verwenden möchte und die Echtheit der Briefe in Zweifel zieht.
Hätte nicht der eine Briefschreiber über eine Erkältung geklagt – man könnte direkt neidisch werden: ein wohnlich gestalteter Schützengraben, fast täglich die Bergedorfer Zeitung, Tabak, Wollwaren, Schokolade, zum regelmäßigen Mittagessen Brot und Speck – es klingt nach einer Art Urlaub im Ausland. Aber: „Etwas lebensgefährlicher ist es allerdings doch“, wie es im ersten der beiden Briefe heißt, denn man lag unter Beschuss und die Schützengräben boten keinen Schutz gegen Granaten. Doch selbst hier findet der Briefschreiber den tröstenden Aspekt der Schönheit der „herrlichen Gräber“ der Gefallenen – wie auf dem Bergedorfer Friedhof am Gojenberg.