Wenn vor hundert Jahren auf dem Dorf gefeiert wurde, dann richtig: die Gäste konnten zu diesem Fest sogar mit einem Sonderzug der Marschbahn aus Richtung Geesthacht anreisen.
Seit 1873 gab es die Liedertafel „Cantus“ auf dem Krauel, einem besiedelten Landstrich an der Elbe östlich der Riepenburg (siehe die Karte der Vierlande und Umgebung), und obwohl der Krauel in „Ost-Krauel“ (eigene Gemeinde in der Landherrenschaft Bergedorf) und „West-Krauel“ (Teil Neuengammes) geteilt war, sang man gemeinsam – angesichts von damals etwa 400 Einwohnern für den ganzen Krauel wären zwei (Männer-)Gesangvereine wohl des Guten zu viel gewesen.
Über 30 (Gesang-)Vereine konnte Cantus begrüßen – der Festzug durch das fahnengeschmückte Zollenspieker dürfte also eine beachtliche Länge von mehreren hundert Metern gehabt haben. Jedem Verein wird sein aufwändig mit farblichen Stickereien versehenes Vereinsbanner vorangetragen worden sein; das Cantus-Banner ist auf einer Seite des Chorverbands Hamburg zu sehen. Gesangsvorträge, Festreden und die Übergabe von Geschenken schlossen sich an, und die Feierlichkeiten fanden bei einem (wegen der großen Gästezahl) auf drei Lokale verteilten Ball ihren Abschluss.
Im Prinzip war das alles wie bei Jubiläen anderer Gesangvereine, z.B. bei der Liedertafel „Teutonia“ in Kirchwärder-Seefeld (BZ vom 7. Mai) oder dem gemischten Chor „Harmonie“ in Geesthacht (mit Platzkonzert, aber ohne Umzug, BZ vom 29. Mai), doch bei Cantus wurde die Harmonie vorübergehend gestört, als junge Leute aus Hamburg den schwarz-weiß-roten Fahnenschmuck herunterreißen wollten: diese ungebetenen Gäste wurden „weidlich verprügelt“, wie der Berichterstatter genüsslich vermeldete.