Auf dem Bergedorfer Kamp waren laut Befund der Hamburger Gesundheitsbehörde „die sanitären Zustände … die bedenklichsten im ganzen hamburgischen Staatsgebiet“. Das war nicht neu, im Gegenteil: schon 1899 war dringender Handlungsbedarf festgestellt worden, doch Bergedorfs damalige Stadtväter setzten andere Prioritäten und tolerierten auf dem Kamp weiterhin Plumpsklo und Sickergrube, der Epidemiegefahr zum Trotz.
Es war eine reine Arbeitergegend: das sogenannte Kampdreieck mit den nüchternen Straßennamen Erste bzw. Zweite Querstraße und Grabendamm (heute Achterdwars und Dwarstwiet), war (und ist) eingeklemmt zwischen zwei Bahntrassen und dem Weidenbaumsweg (siehe die Karte 1904), weiter südlich am Weidenbaumsweg lange mehrgeschossige Mietshäuser und gegenüber die Arbeiterwohnungen der Glashütte – in diesem Gebiet lebten damals 2.000 Menschen, und hier sollte nun endlich ein Schmutzwassersiel gelegt werden.
Das werde in vielen Häusern den Bau neuer „Abortanlagen“ erfordern, schrieb die BZ weiter und forderte, „daß die während des Krieges im Interesse der Volksernährung nicht so streng genommenen Bestimmungen der Abfuhrordnung über Stallanlagen und Gruben strikte durchgeführt werden, um gesunde Verhältnisse auf dem Kamp zu erreichen und zu erhalten.“
In Bergedorfs östlicher (Vor-)Stadt dagegen musste das Siel erneuert werden: die etwa zwanzig Jahre alten Rohre unter der Brunnenstraße (heute Holtenklinker Straße) hatten (u.a. wegen des zunehmenden LKW-Verkehrs) so sehr gelitten, dass Einstürze drohten, wie es sie dort in den beiden Vorjahren bereits gegeben hatte.
Es erwies sich letztlich als weise, dass „bei der Ausführung entstehende Mehrkosten für Lohn- und Materialpreissteigerungen“ gleich mitbewilligt wurden (BZ vom 20. Januar): die Maßnahmekosten für den Kamp stiegen von 25,3 Millionen Mark auf 45 Millionen Mark (BZ vom 5. März) – die im Mai begonnenen Arbeiten in der Brunnenstraße verschluckten schließlich mehrere Billionen Mark (BZ vom 5. und 8. November). Hyperinflation eben.