Der lange Weg zur Zwergschule

Bergedorfer Zeitung, 17. Juli 1922

Wenn eine Schule acht Jahrgänge, aber nur drei Klassenräume hat, von denen zwei zeitweise von der Fortbildungsschule benötigt werden, war die Unterrichtsorganisation für die acht Jahrgänge in fünf Klassen sicher schwierig. Eine Baracke mit zwei weiteren Klassenräumen sollte die Zwergschule in Billwärder (etwas) entlasten.

Für die Bedürfnisse der ländlichen Gemeinde Billwärder hätte das vorhandene Schulgebäude nach damaligen Maßstäben wohl ausgereicht, und „jahrgangsübergreifender Unterricht“ war in den kleinen Dorfschulen der Vierlande wie der Marschlande seit langem die Regel. Die Kinder der Neubausiedlungen Bojewiese und Nettelnburg hätten nun die Billwärder Dorfschule aus allen Nähten platzen lassen, und so musste eben die Baracke her.

Besonders für die Nettelnburger Kinder war der Schulweg aber beschwerlich: etwa 5,3 Kilometer waren zu Fuß zurückzulegen, auf ungepflasterten und großenteils unbeleuchteten Straßen bzw. Wegen – vor allem die Erstklässler werden schon erschöpft in der Schule angekommen sein. Der Weg zur Stadtschule in Bergedorf (Am Brink bzw. Brauerstraße) wäre nicht einmal halb so lang gewesen, doch Bergedorf war nicht zuständig: die Nettelnburg gehörte damals zu Billwärder. Laut Jochim Trede (S. 184) gingen Kinder „der ersten Siedler“ auch nach Allermöhe (Schule Allermöhe-Oberwärts, ca. 2,2 Kilometer) oder fuhren per Bahn ab Bergedorf nach Hamburg.

Im Artikel heißt es, dass „in absehbarer Zeit ein neues Schulhaus auf dem Gelände der Siedlung Nettelnburg“ errichtet werden sollte, doch erst Mitte 1928 konnte dieses Gebäude bezogen werden, wie Jochim Trede (ebd.) schreibt. Wie die weiter steigende Schülerzahl bis dahin bewältigt wurde, ist unerforscht.

 

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