Im Grundsatz waren alle deutschen Männer zwischen 18 und 45 Jahren wehrpflichtig, aber wie sich aus dem Text ergibt, hatten längst nicht alle den dreijährigen Wehrdienst geleistet – sie bildeten den „unausgebildeten Landsturm“, der nun sukzessive erfasst, gemustert und einberufen werden sollte.
Beachtenswert ist der Hinweis, dass die Landsturmmänner „unter Umständen“ keine vollständigen Uniformen erhalten würden: lediglich die Uniformjacke (Litewka), -mütze und Gewehr mit Munition würden gestellt – ein Thema, das uns auf späteren Seiten wiederbegegnen wird.
Bei der „Versammlung der Arbeitslosen von Bergedorf und Sande“, die im nebenstehenden Artikel geschildert wird, zeigte sich der Gewerkschaftler (Friedrich) Frank „patriotisch“ und kritisierte Lohnherabsetzungen durch Unternehmer – aber gegen Kürzungen des Tagelohns für unverheiratete Erntehelfer schien die Gewerkschaft machtlos.
Welche Fabriken geschlossen wurden und wie viele Arbeitslose es in Bergedorf und Sande gab, ist aus der Bergedorfer Zeitung nicht zu erfahren. Stellenanzeigen größerer Betriebe aus Bergedorf und Sande gab es nicht – aber Firmen im Geesthachter Raum hatten jetzt gesteigerten Bedarf an Arbeitskräften, vor allem die Dynamitwerke Krümmel und die Pulverfabrik Düneberg – allein letztere stellte zwischen dem 1. und dem 20. August mehr als 500 Arbeiter zusätzlich ein – , aber auch die Geesthachter Korbmacher erhielten zusätzliche Aufträge für sogenannte „Geschosskörbe“ (Bergedorfer Zeitung, 20. August 1914).
Die Arbeit in der Pulver- wie in der Dynamitfabrik war allerdings hochgefährlich und stark gesundheitsschädlich, wie Volker Ullrich schreibt.
Dem insgesamt rapiden Anstieg der Arbeitslosigkeit wollte die Stadt Hamburg durch Vergabe von „Notstandsarbeiten“, wie sie in diesem Bericht genannt werden, begegnen, und auch Bergedorf ergriff derartige Maßnahmen, wie in einem späteren Beitrag geschildert wird.