Schefes Salon war keine Kaschemme, sondern ein beliebtes Lokal für Tanz- und andere Veranstaltungen, in dem sogar der Bergedorfer Bürgerverein Versammlungen abhielt. Dass es beim Tanze nicht immer konfliktfrei zuging, belegt die Anzeige, mit der hier jemand seine Verlobung auflöste.
Verlobungen, also förmliche Eheversprechen, wurden oft per Kleinanzeige bekanntgemacht – in den Monaten September bis November 1921 schwankte die Zahl zwischen 29 und 40, und allein am 24. Dezember 1921 annoncierten 38 Paare die eingegangene Bindung. Ob dann wirklich in allen diesen Fällen die Eheschließung folgte, wäre nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand festzustellen.
Aber es gab Anzeigen, die eine Verlobung auflösten – in den letzten vier Monaten 1921 waren es vier, die das alle sehr viel schlichter bekanntmachten, aber im Gegensatz zu dem Fall von 1891 mit voller Namensnennung. Manchmal gab es auch Streit, welcher der beiden Partner die Verlobung kündigte, und auch das fand man im Annoncenteil wieder.
Überhaupt war die Bergedorfer Zeitung ein gern genutztes Medium für Beziehungskisten. Der hier wiedergegebene Dialog per Kleinanzeige dürfte nicht zu einer dauerhaften Beziehung geführt haben: „F.“ traf offenbar nicht den richtigen Ton, sodass „Dora“ die Kommunikation abbrach. Aber vielleicht ging die Neckerei ja in anderer Form weiter.
Unschön waren die inserierten Ehekrisen: der Ehemann, in der Regel der einzige Einkommensbezieher der Familie, nutzte sein Bestimmungsrecht über Ehefrau und Finanzen, um die Frau unter Druck zu setzen – die Replik der Frau entsprach immer demselben Muster.
Eine Alleinstellung nimmt dabei ein Kleinanzeigen-Dialog von 1888 ein:
Damit war für Johann Albers die Ehewelt wieder in Ordnung, und seine Elsche war öffentlich erniedrigt.