Lehrerwohnhaus mit Schweinestall

Bergedorfer Zeitung, 24. Juni 1921

In den Dörfern der Vierlande war es üblich, den festangestellten Lehrern eine Dienstwohnung bereitzustellen. Die Schule im Kirchwärder Ortsteil Seefeld, um die es hier ging, hatte zwar im Obergeschoss eine Lehrerwohnung (mit zwei heizbaren Zimmern), aber da die Zahl der Klassen zugenommen hatte (auf vier, wie Ilse Schütz (S. 177) schreibt), brauchte man auch mehr Lehrkräfte und Wohnungen für diese.

BZ, 8. Juli 1921

So beschloss die Gemeindevertretung Kirchwärders, das benötigte Grundstück zu erwerben. Kurze Zeit später waren die von der Gemeinde in Auftrag gegebenen Baupläne fertig und die Arbeiten konnten ausgeschrieben werden.

Vermutlich konnte das neue Haus spätestens zum österlichen Schuljahresbeginn 1922 bezogen werden, was in der BZ aber keinen Niederschlag fand.

 

BZ, 5. Sept. 1921

BZ, 12. Oktober 1921

Diese zwei Ausschreibungen lassen etwas über Ausstattungsstandards erkennen: offenbar sollte es pro Wohneinheit drei heizbare Zimmer geben und für die Küche einen Kachelherd. Außerdem sollte ein massives Stallgebäude errichtet werden – man ging davon aus, dass die Lehrer sich nicht nur um die Bildung der Kinder kümmern würden, sondern auch um die Mästung mindestens eines Schweins. Das war nicht etwa eine Marotte der Lehrer, sondern schlichte Notwendigkeit zur Aufbesserung des Speiseangebots, und entsprach zumindest dem Seefelder Standard, denn auch der im Schulhaus wohnende Lehrer verfügte über einen Stall (Schütz, ebd., S. 177). Ob die Gemeinde auch Gemüseland zur Verfügung stellte, ist unbekannt.

Fließend Wasser aus der Leitung gab es in ganz Vierlanden damals nicht, und so erfolgte die Wasserversorgung mit selbst zu förderndem Grundwasser: Röhrenbrunnen und handbetriebene Flügelpumpe etc. wurden von der Gemeinde in Auftrag gegeben.

Das Doppellehrerhaus war architektonisch sicher unbedeutend – nicht aber das in den 1880er Jahren gebaute Schulhaus, das 1909 durch den Architekten Fritz Höger im Heimatstil umgebaut wurde und in der Denkmalliste verzeichnet ist. Bekannter ist allerdings ein späterer Bau Högers: das Chile-Haus in Hamburg.

Dieser Beitrag wurde unter Beiträge 1922 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert