Das fischähnliche Ungeheuer in der Elbe

Bergedorfer Zeitung, 12. November 1921

Seit mehreren Tagen schon war der „absonderliche Gast“ in der Elbe oberhalb Hamburgs zu sehen gewesen, aber erst nachdem Fliegenberger Fischer ihn erschossen hatten, konnte er identifiziert werden: es handelte sich um einen Wal von sechs Metern Länge und einem Gewicht von zweieinhalb bis drei Tonnen.

Dem Bericht nach handelte es sich um einen finnländischen Wal, doch der Berichterstatter war kein Walexperte, denn eine Walart dieses Namens gibt es nicht. Der Wal wird aber eine ausgeprägte Finne, d.h. Rückenflosse, gehabt haben, wie sie Finnwale und Schwertwale besitzen. Größe und Gewicht des Fliegenberger Tieres sprechen dafür, dass es sich nicht um einen Finnwal handelte.

Bergedorfer Zeitung, 15. November 1921

Einige Tage später war dann auch in der BZ zu lesen, dass es sich um einen Schwertwal handelte, was auch fotografisch belegt ist. Eine Aufnahme in der online verfügbaren Broschüre zur Geschichte Fliegenbergs zeigt das erlegte Tier nach dem Transport in das Gasthaus Dittmer: es war tatsächlich ein Schwertwal, auch Orca genannt.

Die Elbfähren von Kirchwärder zum südlichen Elbufer werden in diesen Tagen gut zu tun gehabt haben, denn „Tausende von Menschen“ wollten den Wal in Dittmers Saal sehen. Der im ersten Bericht angekündigte Verkauf des Orca gelang, allerdings nicht an den Luna-Park-Altona, der damals umgestaltet wurde, sondern – so die Fliegenberger Ortsgeschichte (ebd., S. 13f.) – an ein „Lokal auf der Reeperbahn“, wo er ausgestellt wurde, „bis sein Gestank nicht mehr zu ertragen war.“ Vielleicht war der Kadaver da nur noch ein Fliegenberg.

 

 

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