Das erst ein halbes Jahr bestehende staatliche Lyzeum in Bergedorf hatte sichtlich Probleme, die offenbar durch Reduzierung der Anforderungen gelöst werden sollten.
Manches ist unklar: waren die Anforderungen nach der Verstaatlichung der Luisenschule gestiegen, und welche Bedeutung kam dabei gegebenenfalls der neuen Schulleiterin Frl. Popkes (nicht Poppkes, wie sie im Artikel genannt wird) und welche der Oberschulbehörde zu? Oder war eine größere Anzahl der Schülerinnen, die im Frühjahr dorthin von der Stadtschule zum Erwerb „höherer Bildung“ gewechselt waren, überfordert? Oder wollte man den „höheren Töchtern“ aus den bürgerlichen Haushalten, der traditionellen Klientel von Luisen- und Elisabethschule, den „Abstieg“ in die Stadtschule ersparen, wo sie mit Kindern aus Arbeiterfamilien hätten lernen müssen?
Die Einrichtung eines „deutschen Zuges“ sollte jedenfalls dem Zweck dienen, die Schülerinnenzahl nicht absinken zu lassen: man wollte auch diejenigen halten, die „voraussichtlich das Ziel der Lyzealausbildung“, also die höhere Bildung, verfehlen würden.
Man kann davon ausgehen, dass die Bürgertöchter an der Luisenschule weitgehend unter sich blieben, denn für das Lyzeum war ebenso wie für das Gymnasium für die Söhne Schulgeld zu zahlen. Das Schulgeld wurde zwar nach Einkommen der Eltern gestaffelt, und wie der nebenstehende Artikel zeigt, war auch ein völliger Erlass möglich, doch mussten Bücher etc. im Gegensatz zu den Stadtschulen weiter privat beschafft und finanziert werden.
Bei außerhamburgischen Schülern wurde auf die Höhe des Elterneinkommens weniger Rücksicht genommen, was Eltern aus Sande, das keine höheren Schulen hatte, verärgert haben dürfte.