Abfallwirtschaft

Bergedorfer Zeitung, 2. Februar 1915

Bergedorfer Zeitung, 2. Februar 1915

Dass der Bergedorfer Frauen-Verein sich mit Nachdruck für die Sammlung von Küchenabfällen engagierte, weil nach diesen eine große Nachfrage bestand, mag den heutigen Leser der Anzeige überraschen. In einer weiteren Anzeige vom 11. Februar 1915 wurde dann auch der Grund dieses Interesses genannt: es herrschte Mangel an Futter für Schweine und Geflügel, und gerade „kleinen Haushaltungen“ sollte die Kleintierhaltung weiterhin ermöglicht werden, die die Haushaltskasse ja erheblich entlasten konnte. Nur so ist es auch zu erklären, dass

Bergedorfer Zeitung, 6. Februar 1915

Bergedorfer Zeitung, 6. Februar 1915

die Gemeinde Sande sich sogar um den Ankauf von Futtermitteln bemühte.
Üblicherweise spielten minderwertige Kartoffeln bei der Mästung von Schweinen eine große Rolle, aber Kartoffeln waren knapp: die Verarbeitung schlechter Kartoffeln zu „Kartoffelflocken“ und die Beimengung dieser Flocken und frischer Kartoffeln zum Brotteig (siehe den Beitrag zum K-Brot) sollte den Getreidemangel kompensieren, und auch an anderer menschlicher Nahrung mangelte es. Landauf – landab wurden Vorträge gehalten, und während in Reinbek akademisch über Volks-Ernährung referiert werden sollte, stellte der Ausschuss für Sander Kriegsvorträge offen die Frage, ob es England gelingen würde, Deutschland auszuhungern, und bot mit einem zweiten Vortrag gleich praktischen Rat für die Küche:

Bergedorfer Zeitung, 14. Februar 1915

Bergedorfer Zeitung, 14. Februar 1915

Der Futtermittelknappheit für Schweine begegnete die politische Führung mit einer radikalen Maßnahme, wie die Anordnung der

Bergedorfer Zeitung, 30. März 1915

Bergedorfer Zeitung, 30. März 1915

Landherrenschaften zeigt: der Schweinebestand war „auf das Reproduktionsminimum zu reduzieren“. Aber wie nun mit den Bergen von Schweinefleisch umgehen? Nun: das Reich verpflichtete die „größeren Gemeinden“ zum Ankauf von Fleischdauerware und beugte damit einem Preisverfall bei Bauern und Viehhändlern vor – und leitete damit das ein, was man gemeinhin „Schweinezyklus“ nennt: als wieder ausreichend Futter vorhanden war, stiegen die Ferkelpreise beträchtlich.

Übrigens: Anfang Mai wurden die „Massenschlachtungen“ beendet – Begründung: es sind genug Kartoffeln da, auch zur Schweinefütterung. Anfang Juni dann (siehe BZ vom 5. Juni 1915) forderte das preußische Landwirtschaftsministerium wegen steigender Fleischpreise eine Förderung der Schweineaufzucht …

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