Randale und Milchpanscherei in Bergedorf

Bergedorfer Zeitung, 15. Dezember 1914

Bergedorfer Zeitung, 15. Dezember 1914

Über Missstände in der Stadt berichtete die Bergedorfer Zeitung höchst selten, ob aus

Bergedorfer Zeitung, 17. Dezember 1914

Bergedorfer Zeitung, 17. Dezember 1914

Lokalpatriotismus oder der Zensur wegen, aber im Dezember 1914 druckte sie diese zwei Leserbriefe – der eine sogar von einer Frau –  unter dem Titel „Wo bleibt die Bergedorfer Polizei?“. Nicht nur in Bahnhofsnähe (Bahnstraße und Holstenstraße), sondern auch in der Brunnenstraße (östlich des Stadtkerns) gab es offenbar Probleme mit nächtlichem Lärm, verursacht nicht nur durch „Halbstarke“, sondern offenbar auch durch „ältere Herren“ und „Damen“, die sich des Ernstes der Zeit (bezogen auf den Krieg) nicht bewusst waren und die Vorweihnachtszeit, wahrscheinlich ermutigt durch alkoholische Getränke, zur (wohl mehr oder weniger musikalischen, aber bestimmt nicht weihnachtlichen) Geräuschentwicklung auf der Straße nutzten. Nur zwei Tage später tauchte das Thema dann auch im redaktionellen Teil auf: die Sander Polizei verfolgte einige

Bergedorfer Zeitung, 18. Dezember 1914

Bergedorfer Zeitung, 18. Dezember 1914

Bergedorfer „Radaubrüder“ bis dorthin und lieferte sie auf der Bergedorfer Polizeiwache ab. Leider gibt es keine weiteren Berichte hierzu, sodass man nicht weiß, was mit den genannten Radaubrüdern passierte und ob die Bergedorfer Polizei nun auch selbst aktiv wurde – der Abdruck der Meldung aus Sande kann als Wink mit dem Zaunpfahl an die eigenen Gesetzeshüter verstanden werden.

Bergedorfer Zeitung, 20. Dezember 1914

Bergedorfer Zeitung, 20. Dezember 1914

Dabei war die Polizei in dieser Hinsicht gar nicht untätig – siehe den nebenstehenden Bericht über die Sitzung des Schöffengerichts Bergedorf kurze Zeit später: ein Arbeiter wurde wegen nächtlicher „Gesangsstudien“ auf der Straße und Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe verurteilt, sein Kollege entging wegen seiner Einberufung zum Militär zumindest vorläufig einer Bestrafung.
Unter der Überschrift „Gerichtszeitung“ berichtete die Zeitung in in mehrwöchigen Abständen erscheinenden Artikeln, und die hier verhandelten Fälle sind als durchaus typisch zu bezeichnen: Kleinkriminalität und Ordnungswidrigkeiten tauchten immer wieder auf, nur die Milchpanscherei scheint dem Leser im Zeitalter der (auch fettarm erhältlichen) Tütenmilch etwas Besonderes.

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