Das Stadtbauamt wollte „ein altes Schwanenhaus“ meistbietend versteigern – leider sind keine Fotografien des Hauses überliefert, und man weiß nichts Genaues, nicht einmal den Standort, bevor es zu Auktionszwecken auf den städtischen Platz an der Schulstraße (heutiger Name: Bult) gebracht wurde.
Verkäufe von Schwanenhäusern können Dramatisches an sich haben – Martin Walsers Roman Das Schwanenhaus mag als Beleg dienen. Das von Walser beschriebene Haus in Überlingen am Bodensee wurde wegen der Schwanendarstellungen darin so genannt – das Bergedorfer Haus dürfte eher eine kleine Hütte gewesen sein, für die Schwäne auf dem Schlossteich.
Vielleicht war dieses noch ein Relikt aus der beiderstädtischen Zeit, denn durch den großen Bergedorfer Rezess von 1620 wurde der Amtsverwalter zugleich Schwanenvater für zwei Paar „Schwöne“ beim Schloss, der „darauf gute Acht haben solle, damit die Jungen gezeuget werden, zu beeder Erbb. Städte besten sein und bleiben mügen.“ (Zitiert nach Victoria Overlack, Das Bergedorfer Schloss, S. 181; siehe auch den Text von Ludwig Uphoff in: Lichtwark, hrsg. vom Lichtwark-Ausschuss Bergedorf, 1. Jg., Nr. 2, Januar 1949, S. 9, sowie Bergedorfer Schlosskalender, 3. Jg. 1927, o.p.) Das Interesse Hamburgs und Lübecks dürfte eher kulinarischer Art gewesen sein, denn dem Amtsverwalter oblag es auch, die Mästung der Vögel sicherzustellen.
1921 verschwand dann der Schwäne Behausung, was das verbliebene Paar aber nicht sonderlich beeinträchtigte: es gab Nachwuchs. Gegen Jahresende gab es aber schlechte Nachrichten: ein Jungschwan war tot, vermutlich mit „menschlicher Niedertracht“ erschlagen. Die anderen drei waren verschwunden, und die Zeitung mutmaßte, dass sie „den Weg alles Fleisches“ gegangen wären (BZ vom 1. Dezember), doch schon am nächsten Tag gab es Entwarnung: die Schwäne hielten sich unter der Eisenbahnbrücke in Reinbek auf, denn dort war die Bille nicht zugefroren (BZ vom 2. Dezember).