Alle sollten sammeln: Schüler und Schülerinnen, die vaterländischen Vereinigungen, Lazarette, Erholungsheime und Privatpersonen, und sie sollten Geld erhalten: 1,65 Mark pro Kilo Bucheckern, wovon allerdings „ein gewisser Prozentsatz für die Aufsicht beim Sammeln, die Abgabevermittlung usw. in Abzug“ zu bringen war (BZ vom 12. Oktober). Über den pekuniären Anreiz hinaus sollte es einen kulinarischen geben: man erhielt einen Bezugsschein für Öl auf sechs Gewichtsprozent der abgelieferten Baumfrüchte. Das „vorzügliche Speiseöl“ sollte die Fettration „erheblich aufbessern“.
Reich konnte man damit aber nicht werden: das stellvertretende Generalkommando, das sich mit Offizieren, Mannschaften, männlichen und weiblichen Angestellten drei Tage lang beteiligte, brachte pro Tag 50 Pfund nach Hause (BZ vom 12. Oktober), erwirtschaftete also 41,25 Mark täglich – doch man weiß nicht, wie viele Personen daran beteiligt waren (und ob der Betrag überhaupt ausbezahlt oder ob patriotisch gespendet wurde).
Der Sammelappell wurde erhört: die Bergedorfer wie die Sander Schulen beteiligten sich, auch in den wegen der zweiten Welle der Grippeepidemie mehrfach verlängerten Herbstferien. Warum die Elisabethschule nicht mitmachte, war der Zeitung nicht zu entnehmen; möglicherweise waren zu viele Lehrerinnen, die die Aufsicht führen sollten, erkrankt.
Das Sammeln von Bucheckern ist eine mühsame Tätigkeit, auch in einem guten Bucheckern-Jahr. Umso erstaunlicher die Mengen, die abgeliefert wurden: die Bergedorfer Schulen brachten 4.602 kg zusammen, die Privat-Sammlungen in Bergedorf und Umgegend ergaben rund 8.500 kg, die Sander Schulen kamen auf reichlich 8.000 kg (BZ vom 19. und 27. November sowie 2. Dezember), obwohl dort nur 1,60 Mark pro Kilogramm gezahlt wurden (BZ vom 1. Oktober). Ob die aus dem Krieg zurückgekehrten arbeitslosen Soldaten, denen die BZ das Bucheckern-Sammeln als „sehr lohnende Beschäftigung“ empfahl (BZ vom 23. November), überhaupt noch etwas fanden?
Jedenfalls werden sich viele Familie über die zusätzliche Einnahme gefreut haben – und auch über das Anrecht auf Bucheckernöl (60 Gramm Öl für ein Kilogramm Bucheckern), das allerdings nicht billig war: ein Pfund sollte 7,70 Mark kosten (BZ vom 2. Dezember). Als Bratfett konnte (und kann) man es allerdings nicht verwenden – heute wird es als Salatsauce und zu Pilzgerichten empfohlen, wie verschiedene Internetseiten zeigen.