Der Kartoffelkönig von Ochsenwärder

Bergedorfer Zeitung, 15. Februar 1917

Bergedorfer Zeitung, 15. Februar 1917

 

 

 

Ansichtskarte von Bahlmann’s Etablissement, gelaufen 1907

 

 

 

 

 

 

 

Vermutlich wurde dieses Theaterstück nie in Ochsenwärder aufgeführt, denn das Publikum dort wäre sicher entrüstet gewesen: „So’n Lüüd as den Quappenkopp gifft dat hier nich.“ In Kirchwärder dagegen wird man sich bestimmt gern und königlich über den von einer plietschen Landsturmfrau hereingelegten Bauern aus dem Nachbardorf amüsiert haben, genauso über die Versorgungsmängel im Weltkrieg, die das Stück in vielen Facetten thematisiert und mit einer Liebesgeschichte verbindet.

Theaterzettel der Erstaufführung

Ihre Erstaufführung hatte diese „neueste große Lokalposse aus Hamburgs jetziger Zeit“ im Hamburger Ernst-Drucker-Theater, dem heutigen St. Pauli-Theater, am 8. März 1916 gehabt, wo sie bis zum 9. Februar 1917 en suite gespielt wurde, wie sich aus den in der Theatersammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg befindlichen Theaterzetteln ergibt, danach noch einige Male am Sonntagnachmittag. Dem Autor Theodor Francke, der zum „Stamm“ des Hauses gehörte, gelangen mehrere solche Publikumserfolge: auch die nachfolgende „Hamster-Rieke aus dem Trampgang“ stammte aus seiner Feder und lief bis zum Januar 1918.

In einem privaten Archiv befindet sich das vermutlich einzige erhaltene Exemplar des Textes, ein Manuskript aus den Beständen der Direktion des Ernst-Drucker-Theaters. Demnach hatte das Stück fünf Akte, darunter „Der Balletverein der Scheuerfrauen“ – in Zollenspieker kam offenbar eine Bearbeitung (mit vier Akten und einer „Extra-Gesangseinlage“) zur Aufführung, über die keine Details bekannt sind. In der Annonce wird als Autor zwar ein „Fischer“ genannt, aber es dürfte sich doch um das Werk Franckes gehandelt haben.

Das in Sütterlin geschriebene Manuskript wurde der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg für eine Digitalisierung zur Verfügung gestellt und kann jetzt online eingesehen werden. Der leichteren Lesbarkeit halber wurde durch Simone Vollstädt und Bernd Reinert eine Transkription angefertigt, die über das Stabi-Blog aufgerufen werden kann: «Der Kartoffelkönig von Ochsenwärder». Dort findet man auch Links, die beim Verständnis der Zeitbezüge und mancher plattdeutschen Wendungen helfen.

Von herausragender Bedeutung für die Theaterliteratur war das Stück sicher nicht – eine 1917 in der von der Quickborn-Vereinigung herausgegebenen Zeitschrift Quickborn erschienene Kritik des Vierlanden-Malers und -Schriftstellers Hans Förster macht dies sehr deutlich:

Theaterkritik von Hans Förster, in: Quickborn, Jg. 10, 1916/17, S.

 

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1917 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert