Who was who in Bergedorf und umrum?

Bergedorfer Zeitung, 8. April 1915

Bergedorfer Zeitung, 8. April 1915

Steuer-Supernumerar, Stellmacher, Rentiere, Glasschürer – so manche Berufsangabe im neuen „Adreßbuch von Bergedorf und den umliegenden Gemeinden“ lässt den Leser und die Leserin zumindest kurzzeitig stutzen, bis er oder sie durch Nachdenken, Allgemeinbildung oder Suchmaschinen darauf kommt, dass es in Bergedorf nicht Rentiere im Sinne von rangifer tarandus gab, sondern die Angabe Rentiere eine Frau (meist mit der ergänzenden Angabe „Wwe.“) bezeichnete, die von den Erträgen ihres festverzinslich angelegten Kapitals lebte.

Schon beim flüchtigen Stöbern kann man dem Adreßbuch entnehmen, dass der Glasschürer nicht Nachbar der Rentiere war: das Straßenverzeichnis kombiniert mit den Berufsangaben der dort Wohnenden zeigt die soziale Trennung deutlich. Das Branchenverzeichnis nennt allein 48 Kolonialwaren- und 17 Grünwarenhändler, von Brot-, Fettwaren- und Milchhandlungen sowie Schlachtereien ganz zu schweigen: insgesamt 122 Geschäfte in Bergedorf boten die eine oder andere Art von Lebensmitteln feil, Wein- und Spirituosenhandel nicht eingerechnet.

Im Landgebiet war die Beschäftigungsstruktur eine andere: hier überwogen die Gemüsebauern – und im preußischen Besenhorst (nahe der Pulverfabrik Düneberg) und Geesthacht lebten vor allem Arbeiter.

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