Sande: Wassermesser auf Pump

Wie soll man gerecht Gebühren für den Wasserverbrauch erheben, wenn nicht gemessen wird, wer wieviel verbraucht? Diesem Problem wollte die Gemeinde Sande nun begegnen: es sollten Wasserzähler installiert werden.

Bergedorfer Zeitung, 27. Februar 1923

Zunächst war beabsichtigt, eine Kommunalanleihe zur Finanzierung aufzunehmen, doch als die Gemeindevertreter hörten, dass auf die benötigten 20 Millionen Mark jährliche Zinsen von etwa 50% erhoben werden würden, lehnten sie das Vorhaben ab (BZ vom 30. Januar 1923). Dann aber ersann man zur nächsten Sitzung der Gemeindevertreter den Plan, das Geld durch eine „innere Anleihe“ zu beschaffen: die Bürger sollten quasi in Vorkasse treten und dafür 12% Zinsen pro Jahr erhalten.

Bergedorfer Zeitung, 10. März 1923

In den Augen des Gemeindevorstehers war das eine „gute, sichere Geldanlage“, denn „für die Sicherheit haftet die ganze Gemeinde“, über deren sonstigen Schuldenstand allerdings aus der BZ nichts zu erfahren war. Die Anzeige hatte Erfolg, obwohl die Stadt Wandsbek Investoren bessere Konditionen (mit flexiblem Zinssatz von einem bis drei Prozent über dem Reichsbankdiskontsatz) bot (BZ vom 19. März): bis Ende Mai waren für Sande 21 Millionen Mark gezeichnet, und der Einbau der Wasserzähler begann (BZ vom 30. Mai 1923).

 

BZ, 28. Juni 1923

Bis zum Einbau der Wassermesser wurde nach einem Pauschalsystem gezahlt, das neben einer Grundgebühr die Zahl der Räume als Bemessungsgrundlage hatte (BZ vom 30. September 1922). Jetzt erfolgte die Umstellung auf die verbrauchte Menge zuzüglich Grundgebühr, aber nur für einen Teil der Sander Bevölkerung war das wirklich gerecht, denn pro Haus gab es (wie in Bergedorf) nur einen Zähler; in einem Mehrfamilienhaus musste der Vermieter die Verteilung des zu zahlenden Betrags auf die einzelnen Mietparteien regeln, wobei im Konfliktfall letztlich die Gemeinde die Festlegung vornahm (BZ vom 30. März 1923).

Ob die erhofften Einsparungen inflationsbereinigt erzielt wurden, ist unbekannt. Preisdämpfend könnte die Umstellung auf einen Rohölmotor der Firma Jastram zum Betrieb der Pumpenanlage gewirkt haben (BZ vom 30. März 1923).

 

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