Der alte Konflikt zwischen Sozialdemokraten und Bürgerlichen lebte wieder auf, obwohl zwei Hauptbeteiligte nicht mehr dabei waren: die Provinzregierung in Schleswig hatte erst Rektor Dau und dann den Lehrer Schnack versetzt (siehe den Beitrag Schulstreik statt Schulfrieden in Sande). Doch eine „Achtzehnerkommission“ verlangte die Rückversetzung des den „Kindern liebgewordenen Lehrers Schnack“ und offenbar auch eine Neuwahl des Elternbeirats der Knabenschule, und als die Regierung ein Ultimatum verstreichen ließ, rief die Kommission zu einem weiteren Schulstreik auf.
Vor allem hinter den Kulissen wurde aber offenbar verhandelt, und nach einem Monat Schulstreik zeigte sich die Regierung gesprächsbereit (BZ vom 17. März). Ein erstes Teilergebnis war, dass es gemäß dem Antrag des (sozialdemokratischen) Amtsvorstehers Krell keine Bestrafung der Streik-Eltern wegen Verstoßes gegen die Schulpflicht gab (BZ vom 24. April). Der Durchbruch gelang im September, als die Regierung sich im Sinne der Achtzehnerkommission mit den Elternbeiräten von Knaben- und Mädchenschule einigte: die Elternbeiratswahl an der Knabenschule war ungültig, der alte SPD-dominierte Beirat wurde wieder eingesetzt und im September sollte eine Neuwahl stattfinden (BZ vom 12. September).
Wahlvorsteher für diese Wahl wurde der Schulhausmeister Amtage (BZ vom 15. September), was die Sozialdemokraten sicher zufriedenstellte, und es traten zwei Gruppierungen an: die eine wurde von dem Mitglied der Achtzehnerkommission Schönemann angeführt, die andere von dem Unternehmer Bentin (BZ vom 22. September) – das Wahlergebnis wurde nicht vermeldet, denn die Wahl wurde verschoben, warum auch immer (BZ vom 21. Januar 1924). Das dürfte den Sozialdemokraten auch recht gewesen sein, denn so stellten sie wieder die Mehrheit im Beirat, ohne sich dem Risiko einer Wahl auszusetzen.
Zwischenzeitlich hatte die Achtzehnerkommission vor Gericht gestanden, und die sechzehn identifizierten Mitglieder waren zu Geldstrafen verdonnert worden – zwei der Anführer waren Amtage und Schönemann gewesen.
Es könnte danach in den Schulen ruhiger geworden sein, denn eine Reihe von Lehrern hatte Sande „infolge der bisherigen unruhigen Schulverhältnisse“ verlassen (BZ vom 7. Februar und 16. April), und auf einen kommissarischen Rektor Tüxen (BZ vom 11. Januar) folgte ein früher in Sande tätiger Lehrer Thies (BZ vom 9. Juni). In der Gemeinde gingen die Kämpfe weiter, wobei die Sozialdemokraten kräftig nachtraten: dem unbotmäßigen Bentin wurde die bereits zugesagte Übertragung einer Kiesgrube (BZ vom 6. und 8. September) durch die Gemeindevertretung verweigert (BZ vom 10. Oktober).
Und Lehrer Schnack? Er war ja wegen einer falschen Behauptung über seinen Rektor Dau vom Amtsgericht verurteilt worden; seine Berufung wurde ebenso abgelehnt wie die von ihm beantragte Revision (BZ vom 23. Januar und 10. Juli). Seine Rückkehr an die Sander Knabenschule wurde nicht gemeldet; seine Wohnung in Sande behielt er laut Hamburger Adressbuch weiter.