Warme Unterkleidung und Vierländer Verkehrsstraßen

Bergedorfer Zeitung, 6. Oktober 1914

Bergedorfer Zeitung, 6. Oktober 1914

Immer wieder ist den Berichten im Herbst 1914 zu entnehmen, dass den Soldaten Textilien fehlten, die sie „im Felde“ warmhalten könnten – die Armeeführung war offenbar nicht imstande, für eine der Jahreszeit angemessene Ausstattung zu sorgen, und so musste dem Mangel durch „Liebesgaben“ abgeholfen werden. Dabei wetteiferten um derartige Spenden z.B. der „Kriegsausschuss für warme Unterkleidung“ (die beeindruckende Anschrift „Berlin NW, Reichstagsgebäude“ zeigt, dass die Parlamentsarbeit nicht von Bedeutung war) und lokale Initiativen, wobei letztere bemüht waren, „ihren“ Truppenteilen die Sachspenden zukommen zu lassen: für Hamburg (und Bergedorf) waren dies das Infanterie-Regiment 76 und die ihm zuzuordnenden Landsturmeinheiten – das Dankschreiben des Hauptmanns Mantius dürfte seinen Weg in diese Zeitung auch deshalb gefunden haben, weil Mantius (laut Bergedorfer Zeitung vom 31. Dezember 1914) Bruder des Bergedorfer Amtsrichters war.

Bergedorfer Zeitung, 8 Oktober 1914

Bergedorfer Zeitung, 8 Oktober 1914

Der Textileinzelhandel hatte sich natürlich schnell auf diese Situation eingestellt, wie beispielhaft die Annonce der Firma Wittenburg aus Sande zeigt: wer das nötige Geld hatte, konnte kaufen und per Feldpost auch einzelne Soldaten bedenken. Immerhin, die Ausstattung der Soldaten mit Oberbekleidung scheint ausreichend gewesen zu sein – sonst wären entsprechende Inserate sicher aufgetaucht.

Bergedorfer Zeitung, 6. Oktober 1914

Bergedorfer Zeitung, 6. Oktober 1914

Von weit über den Krieg hinausreichender Bedeutung waren die Beschlüsse der Hamburgischen Bürgerschaft über den Ausbau der großen Nord-Süd-Verbindung im westlichen Teil der Vierlande:
größere Transporte von Kirchwerder nach Bergedorf wurden traditionell per Ewer über Stromelbe, Dove-Elbe und Schleusengraben abgewickelt, im Winter kam man mit Schlittschuhen auf den Gräben schneller voran als auf den Wegen – siehe hierzu Heinrich Dräger, Lebenserinnerungen, S. 78 ff. Nun also sollte eine leistungsfähige Straße nach Bergedorf gebaut werden, und das sogar (einschließlich der späteren Unterhaltung) aus der Kasse des Staates, d.h. Hamburgs, und nicht der Gemeinden und der Stadt Bergedorf. Das war eine Kostenverteilung nach dem Geschmack der Vierländer und Bergedorfer.

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