In schlechten Zeiten muss man sich einschränken – aber das war 1922 für manche kein Grund, alle höheren Ansprüche aufzugeben.
Eingebildet war der gebildete junge Mann nicht, denn laut Anzeige war ihm jede Arbeit recht, aber seine ausgiebige Mittagspause war ihm heilig. Es kann natürlich sein, dass er in den anderen Tageszeiten einer weiteren Beschäftigung nachging und ihm mit der geäußerten Vermutung Unrecht geschieht. Jedenfalls meldete sich niemand sogleich auf sein Angebot, denn er wiederholte die Anzeige noch zweimal – entweder gab er dann auf oder er hatte seinen Traumjob erhalten.
Die inserierende Person hinter dieser Chiffre hatte ein gutes Klavier, aber wohl wenig Geld, und so wollte sie eine Nähhilfe mit Übungsstunden am Piano entlohnen. Möglicherweise wollte sie schlichtweg nichts mit solchen Frauen niederen Standes zu tun haben, die üblicherweise gegen Bezahlung solche Arbeiten verrichteten, und eine „gediegene Persönlichkeit“, die Klavier spielte, schloss sicher viele Näherinnen aus.
Kinderwagen, auch Markenfabrikate, wurden immer wieder zum Verkauf angeboten, andere suchten einen gebrauchten Babytransporter. Die Person hinter der Chiffre „H 854“ hatte vermutlich nicht genug Geld, um ein Neufahrzeug zu erwerben, aber er oder sie wollte sicher sein, dass nicht irgendein Arbeiterkind vorher darin gelegen hatte. Nicht ausschließen kann man, dass mit dem Kriterium „aus nur besserm Hause“ (sic!) die Hoffnung verbunden war, dass damit auf das eigene Kind etwas „abfärbte“.
Entweder entwickelte sich das Kinderwagen-Baby rasant, oder das sprachlich weniger nachlässige Inserat „H 898“ stammte von einer anderen Person mit gleichem Anspruch, oder es lebten mehrere Kleinkinder in dem Haushalt.