Feierverbot für Freidenker

Bei einer Schulentlassungsfeier denkt der unbedarfte Mensch an eine würdige, durch Reden und Lieder geprägte steife Veranstaltung – nicht so die Landherrenschaft Bergedorf:

Bergedorfer Zeitung, 27. März 1915

Bergedorfer Zeitung, 27. März 1915

Ob die Obrigkeit hier wirklich eine „Lustbarkeit“ befürchtete, womöglich mit Tanz? Oder fürchtete sie eher den Veranstalter, die Geesthachter Ortsgruppe des 1911 gegründeten proletarischen Freidenkerverbands, der dem sozialdemokratischen bzw. sozialistischen Umfeld zuzurechnen war, und eventuelle politische Reden oder Lieder, und erließ deshalb das Verbot? So weit ging der Burgfrieden nun offenbar auch wieder nicht, als dass diese Feier hätte über die Bühne gehen dürfen.
Meldungen über Verbote anderer Schulentlassungsfeiern waren übrigens nicht zu finden. Keine verbotswürdige Lustbarkeit war hingegen der Auftritt einer sogenannten Liliputanertruppe im Bergedorfer Colosseum, den die BZ auf der selben Seite ankündigte (wobei der Setzer eine Meldung über einen Hühnerdiebstahl dazwischenquetschte):

Bergedorfer Zeitung, 27. März 1915

Bergedorfer Zeitung, 27. März 1915

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