Die traditionellen Sterbekassen in und um Bergedorf wie die „Totenlade Liebe und Friede v. 1678“ und die „Bergedorfer Sterbekasse von 1869“ gerieten 1922/1923 in Existenznöte – sie waren nicht inflationstauglich, und so kam es in jener Zeit zu einer ganzen Reihe von Neugründungen.
Die „alten“ Sterbekassen verlangten relativ niedrige Beiträge: Mitglieder zahlten viele Jahre hindurch ihren Obolus, und im Todesfall wurde dann an die Hinterbliebenen ein Sterbegeld ausgezahlt, das jedenfalls einen Großteil der Beisetzungskosten abdeckte – die „neuen“ setzten auf eine Umlagefinanzierung: war ein Mitglied verstorben, mussten alle anderen Mitglieder zusammenlegen und so die Kosten für den Sarg übernehmen.
60.000 Mark waren im Februar 1923 für einen einfachen Sarg aufzuwenden (BZ vom 3. Februar 1923) – als die Bergedorfer Sterbekasse von 1869 ihre Liquidation beschloss, hatte sie bei ca. 500 Mitgliedern ein Vereinsvermögen von 30.748,08 Mark; das auszuzahlende Sterbegeld betrug maximal 300 Mark, „zurzeit fast ein Nichts“ (BZ vom 29. März 1923).
Aus allen hamburgischen Gemeinden um Bergedorf herum wurden im ersten Quartal 1923 Neugründungen vermeldet, nicht aber aus der Stadt Bergedorf selbst – hier wollte man einen anderen Weg gehen.
Der hier wiedergegebene Antrag der SPD-Abgeordneten an Magistrat und Bürgervertretung forderte für Bedürftige eine „unentgeltliche Totenbestattung in einfachster und würdigster Weise“ und wurde auch so beschlossen (BZ vom 19. und 24. Februar). Die Gebühren für die anderen Bestattungsformen wurden gegenüber Ende 1922 z.T. mehr als verzehnfacht (Bekanntmachungen in der BZ vom 19. Dezember 1922 und 27. Februar 1923): im Dezember 1922 mussten für die schlichteste Variante 540 Mark gezahlt werden, ab 26. Februar 1923 waren es 3.500 Mark, und nach den 15 weiteren Erhöhungen bis November belief sich der Betrag auf über 36 Milliarden Mark (diverse Ausgaben der BZ 1923, zuletzt vom 10. November 1923).
Nicht nur Bergedorf, sondern auch Curslack hatte zumindest einen Teil der Kosten vor der Inflation schützen wollen, indem Sargholz auf Vorrat gekauft worden war. Beide Gemeinden hatten dafür zwei Millionen Mark zur Verfügung gestellt (BZ vom 14. und 24. Februar 1923). Ob sie damit auskamen wurde nicht berichtet.