Erste (persönliche) Nachlese zum ViFa-Workshop Ende November 2012

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Am 26. und 27. November fand in Hannover der von der DFG und der AG-SSG initiierte ViFa-Workshop statt. Aus nahezu allen ViFa-betreibenen Einrichtungen haben VertreterInnen an der Veranstaltung teilgenommen. Wäre die Teilnehmerzahl nicht von vorne herein begrenzt gewesen, hätten sicher noch weit mehr als ViFa/SSG-Verantwortliche und Interessierte den Weg in die TIB gefunden. So waren wir inkl. der Organisatoren, ReferentInnen und der  (zuständigen wie helfenden) KollegInnen aus der TIB ingesamt fast 60 TeilnehmerInnen an den beiden Tagen. Das Interesse, sich angesichts der anstehenden Veränderungen des System des Sondersammelgebiete zu treffen und auszutauschen ist verständlicherweise sehr hoch und es wird sicher nicht die letzte Zusammenkunft der Beteiligten gewesen sein.

Als einer der Organistoren des Workshops möchte ich noch vor der Weihnachtspause ein erstes (unvollständiges, persönliches und nicht objektives) Resümee der Veranstaltung ziehen. Mit diesem Beitrag und noch folgenden weiteren Beiträgen (vermutlich im Januar) hier im webis-Blog möchten wir, abseits eines auch noch zu erstellenden Ergebnisprotokolls und ggf. anderer Publikationen, versuchen, die Workshopinhalte zu dokumentieren und allen Beteiligten (bzw. Betroffenen) die Möglichkeit einräumen die zentralen Fragen weiter zu diskutieren. Daher an dieser Stelle auch noch mal die Bitte an alle TeilnehmerInnen, sich an dieser „Dokumentation“ und weiteren Diskussionen (!!!)  aktiv zu beteiligen.

Den Hintergrund der Veranstaltung bildete ja das neue Förderprogramm „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“ der DFG, in dessen Rahmen die bisherigen Sondersammelgebiete mit ihren jeweiligen Aufgaben und Ausprägungen (inkl. der ViFas) in den nächsten Jahren in sogenannte Fachinformationsdienste umgewandelt bzw. überführt werden. Los geht es schon im nächsten Jahr für die Sozialwissenschaften und fachlich definierte Sondersammelgebiete der Geisteswissenschaften (ausgenommen Sprache/Literatur, Geschichtswissenschaften, Ethnologie).
Ziel des Workshops sollte eine strategische (Neu-)Positionierung der ViFas im Kontext dieser „Umstrukturierung“ des SSG-Systems sein. Die Idee zu dem Workshop ist allerdings zu einem Zeitpunkt entstanden, zu dem das neue Förderkonzept der DFG noch gar nicht ausgearbeitet war, wohl aber die Empfehlungen der Expertenkommission zu SSG-Evaluierung vorlagen und – Klammer auf – sich der vascoda-Verein gerade aufgelöst hatte – Klammer zu. Ich für meinen Teil würde den von uns (dem Organisationteam) im Frühjahr 2012 festgelegten Workshoptitel “Zukunft und (Neu)Definition der Virtuellen Fachbibliotheken: Fachspezifischer One-Stop-Shop oder …. ?” aus heutiger Sicht schon etwas drastischer formulieren, z.B. „(K)eine Zukunft für ViFas im Kontext der neuen Fachinformationsdienste? „.

Die Kernfrage, die wir mit dem Workshop versuchen wollten zu beantworten, lautete, ob das Konzept der fachspezifischen integrierten Portallösung dem Bedarf der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entspricht, gegenüber Suchmaschinen und anderen Anbietern eindeutige Wettbewerbsvorteile und Alleinstellungsmerkmale aufweist und ob dies überhaupt inhaltlich und finanziell von den betreibenden SSG-Bibliotheken geleistet werden kann.
Das „Spannungfeld“, in dem wir uns mit Impulsbeiträgen und der Diskussion bewegt haben, möchte ich im Folgenden kurz umreißen. Präziser soll/kann dies dann in den nachfolgenden Beiträgen und Kommentaren dargestellt werden.

Einerseits ließe sich ja – wie es Jürgen Christof (SUB Hamburg) in einem inzinierten Streitgespräch mit Ralf Depping (USB Köln) getan hat – konstatieren, das ViFas (bis auf wenige Ausnahmen?) in ihrer Konzption und Nutzung „grandios“ gescheitert sind. Es ist in 14 Jahren ViFa-Geschichte i.d.R. nicht gelungen die Portale in ihren jeweiligen Communities tatsächlich zu etablieren, in letzter Konsequenz bleibt eigentlich nur, sie abzuschalten, da sie die (durchaus verschiedenen) Bedarfe/Erwartungen offensichtlich nicht erfüllen und somit die für Betrieb und Weiterentwicklung aufzubringenden Ressourcen nicht rechtfertigen.
Dem gegenüber steht die – im Streitgespräch von Ralf Depping vertretene – Annahme, dass es nach wie vor in den Fachcommunities den Bedarf nach einem „one-stop-shop“ für das jeweilige Fach gibt und das ViFas durchaus das Potential haben, diese Aufgabe zu erfüllen. Franz Götz (BSB München) hat diese Position in seinem Implusreferat sogar sehr vehement vertreten und ViFas in dieser Hinsicht sogar als Erfolgsmodell bezeichnet – sie bräuchten vielfach nur einfach mehr Zeit, um in den Communities anzukommen.

Bei genauerem Hinsehen kann/muss/sollte man vielleicht merken, dass die Überführung der bisherigen SSGs in Fachinformationsdienste eigentlich keine sanfte Anpassung/Korrektur sondern – so drückte es Matthias Kaun (SBB-PK) aus – ein eklatanter Bruch zum bisherigen System ist. „Der Groschen sei nur noch nicht bei allen gefallen“ ist mir in diesem Zusammenhang noch in Erinnerung – dies lasse ich jetzt gerne mal als Provokation so stehen, denn ich hatte durchaus auch diesen Eindruck.
Man muss aber natürlich auch feststellen, dass die Programminformationen und weiteren Papiere der DFG und ihrer Gremien keine Lösungen bzw. Handlungsanleitungen für die altbekannten und künftigen Herausforderungen bei der Ausgestaltung der Fachinformationsdienste anbietet, die Problemlösung bzw. Ideenfindung vielmehr in die verantwortlichen Bibliotheken „verlagert“. Und das tut die DFG natürlich auch ganz bewusst, wie auch Christoph Kümmel (DFG Geschäftsstelle) betonte.  Es ist Aufgabe der veranwortlichen Bibliotheken, den Kontakt zu den jeweiligen Fachcommunities zu suchen und deren spezifischen Bedarfe festzustellen und entsprechende Angebote (gemeinsam) zu entwickeln. Und eigentlich war das in der Vergangenheit auch schon so, oder? Nur das dies vielleicht durch das „Korsett“ der Erwerbungsgrundsätze etwas in den Hintergrund geraten ist. Und das wir mit dieser Herausforderung, der Einbeziehung der Fachcommunities aus verschiedensten Gründen nicht einfach nicht erfolgreich waren und/oder sein konnten.
Randbemerkung: Grundsätzlich gilt bei der Entwicklung von (Web)Diensten immer „Frag die NutzerInnen“. Aber was machen wir, wenn wir keine Antwort bekommen, wenn es die WissenschaftlerInnen gar nicht interessiert, was wir als Bibliotheken da machen, auch wenn wir sie fragen? Oder ist es doch nur eine Frage des Marketings? (Randbemerkung Ende)

Das neue Förderkonzept sieht jedenfalls keine starren Richtlinien mehr vor, wie sie in der Vergangenheit seitens der DFG vorgegeben waren.  Dies geht sogar soweit, dass es für die Sondersammelgebiete bzw. künftigen Fachinformationsdienste keine Verpflichtung mehr gibt, eine Virtuelle Fachbibliothek zu betreiben. Natürlich gibt es in der Wissenschaft auch weiterhin einen großen Bedarf nach nutzerfreundlichen Nachweisinstrumenten mit möglichst direktem Zugriff auf die Literatur bzw. Information (im Sinne eines erweiteten Informationsbegriffs; umfasst auch nicht-textuelle Materialen) – nehmen wir jedenfalls an, nicht wahr? Künftige Angebote sollen/müssen auf die jeweiligen Bedürfnisse des Fachs zugeschnitten sein, die Realität der jeweiligen Nutzergewohnheiten anerkennen und natürlich gegenüber anderen existierenden Angeboten einen Mehrwert bieten. Und prinzipiell stimme ich in diesem Zusammenhang der Aussage von Peter Kostädt (USB Köln)  zu, der bzgl. künftiger Angebote der ViFas/Fachinformationsdienste sinngemäß sagte, „Finger weg von der Suche, das können andere besser.“ Was nicht heißt, dass wir es nicht auch können oder auch besser können – vielleicht nur nicht im Kontext eines rein fachspezifischen Angebots?

Mit dem neuen Förderprogramm der DFG könnten wir nun mehr oder weniger weitermachen wie bisher und dabei die „Freiheitsgrade“ (aus)nutzen, die die DFG nun bzgl. der finanziellen Förderung einräumt. Immerhin haben wir diese Möglichkeiten in den letzten Jahren ja auch immer wieder eingefordert. Wir bauen unsere ViFas/Fachportale weiter aus (und vielleicht auch um), beschäftigen (zum Teil endlich) den einen oder anderen Entwickler mit Projektmitteln und schauen dann, was dann die nächste Förderlinie so ermöglicht, von der wir sicher ausgehen, dass  es eine solche geben wird.
Oder wir nutzen die Chance uns vom dem zu lösen/trennen, was offensichtlich nicht funktioniert, was nicht genutzt wird (in dem Sinne, wofür es keinen Bedarf gibt) und probieren Neues aus. Auch kleine Dinge, wo es später nicht so weh tut, die wieder wegzuwerfen. Sich von dem zu trennen, was man über Jahre aufgebaut hat, trotzt aller Hindernisse und Abstriche, das ist echt schwer und damit habe ich ja auch meine eigenen Erfahrungen. Aber es ist nötig und tut auch gut, sich neuen Perspektiven zu öffnen.

Leider hatte ich am Ende des Workshops eher den Eindruck der Perspektivlosigkeit. Und wahrscheinlich hat man mir das auch ein wenig angemerkt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir die Veranstaltung genutzt haben, um zukunftsgerichtet zu diskutieren, sondern trotz der Ermahnung am Anfang des Workshops eher rückwärtsgewandt waren. Das hat sich mir insbesondere auch an dem Thema Fachinformationsführer gezeigt. Trotz das Maria Effinger (UB Heidelberg) sinngemäß ja auch selber sagte, das die „Katalogisierung des Internet“ keinen Sinn macht und in Form der FI-Guides keine Zukunft hat, wurde über die Möglichkeit der Katalogiesierung von Webseiten als „fortlaufende Sammelwerke“ im Rahmen der ZDB ausführlichst geredet und ausnahmsweise von vielen was gesagt.  Sicher auch, weil sich damit viele der Anwesenden auch auskennen. Oder bei der – sorry Stefan Rauhaut – leidlichen Diskussion um den Personalbedarf Virtueller Fachbibliotheken, bei der dann eher die Schwächen der Erhebung Thema waren und weniger die Intention  oder möglichen Schlussfolgerungen (?).
Zu der Frage, welche Dienste für die und mit den  jeweiligen Fachcommunities aufgebaut werden könnten und welche Querschnittsthemen es gibt und im Rahmen des DFG-Förderprogramms noch geben sollte, kam aus meiner Sicht am Ende reichlich wenig. Jedenfalls kaum etwas, was wir in der Vergangenheit nicht auch schon oft genug gesagt und diskutiert haben (Verfügbarkeit als gemiensames Thema, wie wichtig der Austausch ist etc.).
Aber ganz so pessimistisch und perspektivlos will ich diese erste Nachlese des Workshops nicht schließen. Selbstverständlich hat die Veranstaltung eine Reihe von Ansatzpunkten geliefert, was Fachinformationsdienste sein können. Da hat mir insbesondere das „Streitgespräch“ am Anfang sehr gefallen und die Präsentation von Peter Kostädt.  Mehr dazu in der weiteren Nachlese (meinerseits, wie oben geschrieben eher im Januar) oder durch Ihre/eure Kommentare zu diesem Beitrag.

Ach ja am Schluss noch vielen Dank an der Kolleginnen und Kollegen, die mir ihre Notizen und Gedanken zum Workshop zur Verfügung gestellt haben.
Und ganz großen Dank an die helfenden Hände während der Veranstaltung und insbesondere ganz herzlich an meine Kollegin Margit Brauer, die sich im Hintergrund um die Verpflegung etc. gekümmert hat.

 

5 Kommentare

  1. Ralf Depping (USB Köln)

    Auch ich war als einer der Mit-Organisatoren zunächst etwas enttäuscht, wie wenig greifbar die Ergebnisse des Workshops waren. Sicherlich träumen alle VIFA-Betreiber davon, ein durchschlagendes Angebot zu haben, das von allen Wissenschaftlern der eigenen Disziplin genutzt wird und bei dem alle ernstzunehmenden Wissenschaftler auch eigene Anstrengungen unternehmen, um mit den eigenen Forschungsergebnissen präsent zu sein. Doch ein Erfolgsrezept dafür hat wohl (noch) niemand in der Tasche. Erfolg ist eben nur bedingt planbar, so lässt sich wahrscheinlich nicht exakt bestimmen, warum sich z.B. Portale wie Google und Facebook so erfolgreich sind, andere Portale mit ähnlichem Angebot aber in der Versenkung verschwunden sind.

    Gemeinsam sind allen VIFAS die Zukunftsfragen: Wie gewinnen wir gesicherte Erkenntnisse über den tatsächlichen Bedarf im eigenen Fach? Sollte ein eigenes Portal betrieben oder (und?) die elektronischen Angebote in andere etablierte Portale eingebunden werden? Ist die intellektuelle Erschließung von Internetquellen noch zeitgemäß? Welche sonstigen Angebote sollte ein Fachportal bieten? Make or buy: wo ist es möglich, Angebote nach zu nutzen oder einzukaufen? Und last but not least: Wie integrieren wir die kostenpflichtigen elektronischen Ressourcen?

    Franz Götz (BSB München) und Jürgen Christof (SUB Hamburg) präsentieren relativ klare Vorstellungen davon, wie es mit den VIFAs in ihren Häusern weitergehen soll. Peter Kostädt (USB Köln) beschränkt sich eher darauf, Empfehlungen zu geben, womit sich die VIFAS eher nicht (!) beschäftigen sollen. Doch bei der Mehrzahl der Anwesenden ist doch eine gewisse Unentschlossenheit zu konstatieren; die Tendenz, erst einmal abzuwarten, bevor man den derzeit eingeschlagenen Weg verändert, deutlich spürbar.

    Die Verantwortung lastet schwer auf den Akteuren, gilt es doch, im neuen System der überregionalen Fachinformationsdienste den Übergang von den Sondersammelgebieten in die neue Welt aktiv zu gestalten und einen Förderantrag vorzulegen, der den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Angebotes sichert. Konnte man im bisherigen Antragsverfahren noch relativ sicher sein, mit eventuellen kleinen Abstrichen die geforderten Gelder zu bekommen, hängt nunmehr das Damoklesschwert der Ablehnung wesentlicher Antragsbestandteile über den Verantwortlichen. Da ist es nur zu verständlich, dass die Tendenz vorherrscht, sich erst einmal vorsichtig in neue Gefilde zu begeben. Doch muss ja auch der evolutionäre Weg der schrittweisen Anpassung und Veränderung keinesfalls so schlecht sein, es muss ja nicht gleich die Revolution sein, bei dem – mit unsicherem Ausgang – kein Stein mehr auf dem anderen bleibt.

    Noch wichtiger als bisher ist jedoch der intensive Austausch, die Suche nach Kooperationsfeldern und Gemeinsamkeiten – ohne den Zwang zur Uniformität. So habe ich nach anfänglicher Enttäuschung persönlich meinen Optimismus wiedergefunden, dass wir Schritt für Schritt das System optimieren und zukunftsfähig machen können.

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  2. Michael Hohlfeld

    Es freut mich, es mit diesem Beitrag in Lesewolkes Wochenrückschau „Gelesen in Biblioblogs“ der 50.KW geschafft zu haben.

    Liane Haensch schreibt darin u.a.:
    „Über den ViFa-Workshop im November 2012 in Hannover hat Michael Hohlfeld im Webis-Blog einen ersten ausführlichen Bericht verfasst. Hier wird deutlich, dass wohl noch niemand eine tolle Lösung hat, wie es gelingen könnte, die Portale in den potentiellen Fachkreisen zu etablieren.“

    Ja, das mag in meinen Beitrag so rübergekommen sein. Ganz so stehen lassen möchte ich es aber nicht. Natürlich gibt es im Kontext der ViFas auch Dienste, die durchaus schon bei der jeweiligen Fachcommunity angekommen sind. Ein gern zitiertes, weil gutes Beispiel ist das cibera-Forscherwiki. Andere Beispiele sind der eine oder andere Dokumentenserver. Was diesen „Modulen“ aus meiner Sicht gemeinsam ist, ist dass sie als eigenständige Module betrieben und genutzt werden können, also nicht abhängig sind vom Betrieb einer ViFa. Ich denke, das dies der richtige Weg ist, das Anbieten von solchen eigenständigen, teils auch kleineren Diensten, die dann gerne die Klammer des „Fachinformationsdienstes“ bekommen sollen, aber nicht in eine „klassische“ ViFa eingebettet sein müssen/dürfen, von deren technischen Infrastruktur sie dann ggf. abhängig sind.

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  3. Ruth Sindt (UB Kiel) und Stefanie Bollin (UB Greifswald)

    Wir möchten uns hier gemeinsam als zwei VertreterInnen der Gruppe zu Wort melden, die aufgrund der doch sehr negativen Diskussionsrichtung des Workshops und einer gewissen Verunsicherung bezüglich der Zukunftsaussichten unserer SSGs während des Workshops sprachlos geblieben sind.

    Wir vertreten das SSG Baltische Länder (Greifswald) und das SSG Skandinavien (Kiel) und haben in den letzten Jahren in Kooperation mit der SUB Göttingen die vifanord aufgebaut. Entgegen der generellen Stimmung im Workshop (und einiger Meinungen früher hier im Weblog) finden wir durchaus, dass wir uns mit der vifanord in der Fachcommunity gut platziert haben. Wir haben monatlich im Durchschnitt 2200 verschiedene Nutzer mit 42.000 Zugriffen. Für unsere Regionen und die dazugehörigen eher kleinen Fachcommunities in Deutschland können wir diese Nutzungszahlen als Erfolg werten. Bestärkt werden wir darin in Reaktionen aus der Gruppe „unserer“ Wissenschaftler, sei es in Einzelgesprächen, in unserer recht umfänglichen Nutzerbefragung aus dem Jahr 2011 oder als Blogeintrag von unseren Nutzern selbst über vifanord (Eisbrecher, Juni 2012) .

    Auf dem Workshop hat Herr Kostädt sehr eindrucksvoll den Vifas ans Herz gelegt, die übergreifende Suche nach Informationsquellen den kommerziellen Anbietern zu überlassen. Für uns als kleinere, regional definierte SSGs mit der gemeinsamen vifanord stellt sich die Sicht auf das Angebot eines eigenen Suchraums, der neben deutschen Produkten auch skandinavische, finnische und baltische Datenbanken umfasst, jedoch anders dar: Gerade weil wir verhältnismäßig kleine Fachcommunities versorgen, lohnt sich für kommerzielle Anbieter anscheinend der Aufbau eines eigenen umfassenden Suchraums nicht. Ein relevantes kommerzielles Angebot oder Konkurrenz ist hier nicht vorhanden. Entsprechend positiv fallen die Rückmeldungen unserer Nutzerschaft genau auf die bei uns angebotenen Suchmöglichkeiten aus. Selbst international bekommen wir Bestätigung dieser Einschätzung: aus Frankreich liegt uns eine Kooperationsanfrage vor, da die dort ansässigen Nordeuropawissenschaftler die Nachahmung bzw. den Miteinstieg in das für sie nützliche Suchportal vifanord vorgeschlagen haben.

    Vom Vifa-Workshop hatten wir uns im Vorfeld mehr Arbeitsatmosphäre und weniger strategische Diskussionen zu Vifas im Allgemeinen erhofft. Für unseren Geschmack sind die Potentiale der gemeinsamen Erarbeitung von Vorschlägen und konkreten Perspektiven zu kurz gekommen, dies klang auch schon in Herrn Hohlfelds Beitrag an. Durch die Vorträge angeregt wurde uns aber auch klar, dass möglicherweise die Probleme und Anforderungen der einzelnen Vifas bzw. der Vifas aus verschiedenen Fachbereichen zu unterschiedlich sind für konkrete Diskussionen.

    Da wir eher eine Arbeitsatmosphäre (vielleicht auch innerhalb kleinerer Gruppen) auf dem Workshop erwartet hatten, waren wir mit den Fragen im Gepäck angereist, die uns in der vifanord derzeit beschäftigen. Wir haben allerdings angesichts der so negativ ausgeprägten Diskussionsrichtung auf dem Workshop, aber auch aufgrund der schon von Herrn Depping im Kommentar angesprochenen Unsicherheiten insbesondere als „SSGs in der 3. Runde“, keinen Ansatzpunkt gefunden, unsere konkreten Probleme anzusprechen. Deshalb möchten wir hier sozusagen im Nachtrag zum Workshop diese Probleme, die uns als regional definierte Vifa bewegen, auflisten:

      1. Gerade vor dem Hintergrund der positiven Resonanz auf unsere übergreifende Suche und das Portal insgesamt bewegt uns die Anforderung, technisch mit der Vifa immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Dazu gehören neben
      a. einem in regelmäßigen Abständen notwendigen Relaunch mit modernisiertem Layout,
      b. eine moderne Suchmaschinentechnologie mit Integration von nicht indexierten Datenbanken (die bei uns die Masse ausmachen und eben deshalb nicht einfach vernachlässigt werden können)
      Hier könnten wir uns vorstellen, dass die Informatiker der betroffenen Vifas sich in einer Art Community zusammenfinden und gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Man könnte dann entweder gemeinsame Anträge an die DFG stellen oder jeder beantragt die Entwicklung von speziellen Funktionen, die dann von den anderen nachnutzbar sind.
      c. das Anbieten von Beschaffungswegen /Verfügbarkeit
      d. und erst dann die Integration von lizenzierten Inhalten, da diese bei uns (noch) nicht die Masse ausmachen. Außerdem sehen wir hier eine Lösung im Einsatz von Shibboleth, wie es ja die BSB-Vifas schon praktizieren.

      2. Uns bewegt auch nach wie vor die Erschließung von Internetquellen. Der bisherige Weg der tiefen inhaltlichen Erschließung wurde in unserer Evaluation von den Nutzern als positiv bewertet, ist aber sehr personalaufwändig. Hier suchen wir nach realisierbaren und in unseren jeweiligen Häusern gut umzusetzenden Kompromissen. Unsere Diskussion dreht sich dabei sowohl um inhaltliche als auch formale Aspekte (welche Quellen können wo/wie am effektivsten nachgewiesen werden).

      3. Die Integration von modernen Suchunterstützungstechnologien (multilinguale Suche, automatische Einbeziehung von Thesauri, Normdaten etc.)

      4. Einbeziehung von Web 2.0-Anwendungen und Social Media (in dem Maß, wie die Fachcommunity bereit ist, diese anzunehmen und zu nutzen)

    Falls sich hier andere Vifas wiederfinden, würden wir uns freuen, über Kommentare in Kontakt zu kommen und so evtl. doch gemeinsame Probleme bzw. Diskussionspunkte herauskristallisieren zu können, die dann z.B. in eigenen Blogartikeln oder in kleinen Arbeitsgruppen weiter diskutiert werden können.

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    • Anonym

      Als Außenstehender, der die Diskussionen der ViFa-Community nicht gut kennt, möchte ich in die Runde fragen, in wie weit es bei dem Punkt „Erschließung von Internetquellen“ schon Ansätze oder Versuche gegeben hat, die Nutzer bei dieser Aufgabe mit einzubeziehen.
      Im kommerziellen Bereich gibt es Anbieter wie z.B. http://www.curata.com/, die eine Plattform für so etwas anbieten, dort heißt das Stichwort dazu „content curation“. Gibt es Vergleichbares auch im akademischen Bereich?

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