Im ersten Teil dieser Reihe bin ich darauf eingegangen, dass die ViFas und Fachportale ihre NutzerInnen im Netz abholen sollen. Insbesondere Social-Media-Dienste wie Twitter und Facebook spielen dabei eine gewichtige Rolle. Derartige Angebote sollten heutzutage selbstverständlich zum Portfolio der Portale und der betreibenen Bibliotheken gehören oder besser umgekehrt, Bibliotheken und Portale müssen letztlich (mit ihren Diensten) Teil der sozialen Netzwerke werden. Die Möglichkeiten diese Dienste ziel- und bedarfsgerecht (also nutzerorientiert) einzusetzen ist sicher für viele noch eine Herausforderung, der man sich aber durch Ausprobieren und den Austausch untereinander erfolgreich stellen kann und sollte.
Präsenz auch außerhalb des WWW zeigen
Die NutzerInnen (insbesondere Studierende = die WissenschaftlerInnen von morgen) tummeln sich aber nicht nur in den bekannten sozialen Netzwerken, sondern benutzen für ihre jeweiligen Informationsbedürfnisse selbstverständlich auch noch die lokalen Angebote ihrer Bibliothek (wenn auch mit sich verändernden Anforderungen). ViFas und Fachportale müssen also mit alle ihren Angeboten auf den Bibliotheksseiten präsent sein, sie müssen als Ergänzung der lokalen Angebote wahrgenommen und als solche beworben werden und sie müssen – in letzter Konsequenz – mit ihren Inhalten Teil der lokalen Angebote werden. Sie müssen darüber hinaus aber auch in den Bibliotheken selbst, die sich ja als Lernorte einer steigenden Beliebtheit erfreuen, präsent sein und auch außerhalb der Webangebote wahrgenommen werden.
Wie kommen wir dahin bzw. wie machen wir dies besser als bisher? Natürlich müssen zunächst die Multiplikatoren, in erster Linie die FachreferentInnen und das Auskunftspersonal, die direkten Kontakt zu den NutzerInnen haben, vom Nutzen der ViFas und Fachportale überzeugt sein/werden, damit sie auf diese Angebote regelmässig hinweisen. Dafür muss in die Qualität der Angebote stimmen. Hier gibt es mit Sicherheit noch viel zu tun, inhaltlich wie technisch, dies soll aber nicht Gegenstand dieses Beitrages sein (s.u.).
Geeignete Werbemittel
Damit die ViFas und Fachportale in der täglichen Auskunftsarbeit eine Rolle spielen, müssen sie dort immer wieder ins Bewusstsein gerufen werden. Dafür eigenen sich u.a. Informationsmaterialien, die man den Multiplikatoren und den NutzerInnen gleichermaßen in die Hand geben kann bzw. ihnen in die Hände fallen oder regelmässig ins Auge springen.
Beim Erstellen von Werbemitteln sind finanzielle Grenzen gesteckt, insbesondere, wenn wie bei den meisten Fachportalen keine Projektförderung mehr gegegeben ist oder während der Förderung nur wenige Mittel dafür zur Verfügung stehen und standen. Nicht immer sind in den betreibenden Einrichtungen finanziell gut ausgestattete Marketingabteilungen vorhanden. Es muss daher gut überlegt werden, welche Maßnahmen zum Erfolg führen und wie man ggf. mit einfachen Bordmitteln zum Ziel kommt. Aufwendige, professionell gestaltete und inhaltlich aktuell zu haltende Flyer mit mehr oder weniger umfassenden Erläuterungen zu den Angeboten sind aus meiner Sicht und Erfahrung auf Dauer zu teuer und als nachhaltiger Werbeträger ungeeignet. Geeigneter sind da schon Werbeträger mit weniger Informationsgehalt, der nicht so schnell veraltet, die aber als Eyecatcher auf das jeweilige Fachportal hinweisen.
Kugelschreiber, Schlüsselbänder etc. sind in diesem Zusammenhang allenfalls zum Auslegen in der eigenen Bibliothek und bei Veranstaltungen wie (Fach)Tagungen und Messen interessant. Deutschlandweit verteilen kann und wird solche Giveaways aus Kostengründen wohl niemand.
Postkarten (ggf. mit fachspezifischen Motiven) bzw. Lesezeichen zum Einlegen in die ausgeliehenen Bücher und Plakate zum Aushängen sind bei entsprechender Gestaltung mehr oder weniger zeitlos und können bei größerer Auflage kostengünstig(er) erstellt werden. Dafür bieten sich z.B. Online-Druckereien an, hier erreicht man auch ohne große Vorkenntnisse schon passable Ergebnisse. Ein professionelle(re) Gestaltung ist aber sicher hilfreich. Postkarten und Lesezeichen können bei der Ausleihe oder schon im Regal in die gut genutzen Fachbücher eingelegt werden oder ab und an in den Regalen verteilt sichtbar zwischen die Bücher gesteckt werden. Auch an den Infotheken in den Lesesälen und den meist vorhandenen Aufstellern können solche Materialien ausgelegt und vorgehalten werden. Optimal wäre es, wenn zusätzlich in den Lesesälen und Arbeitsräumen der Bibliotheken auch Poster zu den Fachportalen aufgehängt werden können.
Die vifanord, die vifabio, Germanistik im Netz, GREENPILOT, die ViFa medien bühne film, EconBiz und eine ganze Reihe weiterer Portale bieten solche Materialien schon an.
Von alleine verteilen werden sich die Werbematerialien nicht. Die ZBW bietet ein übersichtliches Bestellformular für Werbematerialaien zu EconBiz an. Darüber hinaus müssen die Verantwortlichen der ViFas und Fachportale aber auch aktiv die relevanten Bibliotheken ansprechen und beliefern. Dies ist unter Umständen mit viel Aufwand verbunden. Zu überlegen ist, ob diese Aufgabe nicht stärker zu zentralisieren ist. Die vascoda-Geschäftsstelle hat in der Vergangenheit auf Nachfrage Werbematerialien (i.d.R. Flyer) der ViFas und Fachportale zusammengestellt und verschickt. Dies könnte in Zukunft intensiviert bzw. als Aufgabe der Geschäftsstelle (oder im Rahmen anderer Organisationsstrukturen) festgelegt werden. So können die Bibliotheken bedarfsgerecht mit Materialien versorgt werden (nicht jede Bibliothek braucht alles) und es gibt eine Anlaufstelle zum Nachbestellen etc..
Als kostenlose Werbeträger und Eycatcher bieten sich übrigens auch kurze Einblendungen auf Infobildschirmen an, sofern in Bibliotheken vorhanden. Entsprechende Dateien (Powerpoint, PDF, Bildformate etc.) könnten von den ViFas und Fachportalen (am Besten ebenfalls zentral) zur Verfügung gestellt werden. Man könnte auch auf den öffentlichen Arbeitsrechnern in den Bibliotheken entsprechende Bildschirmschoner einrichten (und wenn man schon dabei ist, in den Webbrowsern gleich die verschiedenen Suchplugins der Fachportale installieren).
Schulungen und Roadshows
Regelmäßig werden in den wissenschaftlichen Bibliotheken Schulungen zur Informations- und Literaturecherche für die NutzerInnen angeboten. Die Bibliotheken, die eine ViFa betreuen, stellen diese sicher auch in solchen Schulungen am eigenen Standort vor. Für andere Bibliotheken wäre es ggf. hilfreich, wenn für sie Schulungsmaterialien zur Verfügung stehen würden. Dies könnten Präsentationen zum Nachnutzenaber auch kurze Turtorials/Vidoecasts sein. Auch für solche Materialien macht dann, neben dem Angebot auf den eigenen Seiten, eine zentrale Anlaufstelle für die Bibliotheken Sinn. Ob diese Materialien tatsächlich in Schulungen eingesetzt würden, kann ich nicht einschätzen und würde mich daher über Kommentare dazu freuen.
Eine sehr umfassende Schulung bzw. Informationsveranstaltung bietet die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) mit ihren eMedienTagen. In themenbezogenen Vorträgen sowie an Informationsständen werden dabei die elektronische Medienangebote an der Bayerischen Staatsbibliothek vorgestellt, u.a. auch die sechs unter Beteiligung der BSB betriebenen Virtuellen Fachbibliotheken b2i,historicum.net, Propylaeum, ViFaMusik, ViFaOst und vifarom. Größere Veranstaltungen wie diese ziehen sicher mehr Aufmerksamkeit auf sich, können aber bei den NutzerInnen Interesse für nachfolgende vertiefende themen- und datenbankspezifische Schulungen wecken. Das Konzept ist aus meiner Sicht nachahmungswert und könnte in ähnlicher Form auch auf Tour gehen.
Roadshows, wie derzeit zum Beispiel auch von der ZBW für EconBiz durchgeführt werden und in der Vergangenheit auch von anderen Portalen durchgeführt wurden, bieten dabei die Gelegenheit, nicht nur die NutzerInnen der (Fachbereichs-)Bibliotheken persönlich anzusprechen, sondern auch die Multiplikatoren vor Ort zu informieren und zu schulen. Warum dies nicht gemeinsam mit mehreren Fachportalen durchführen?
Problem von Roadshows sind natürlich die damit verbundenen hohen Kosten, die sich ggf. durch eine zentrale Organisation gemeinsamer Veranstaltungen reduzieren lassen. Denkbar wäre auch ein Sponsoring von Datenbankanbietern und Verlagen oder Fachgesellschaften (z.B. auch für Gewinnspiele, die im Rahmen der Roadshows angeboten werden).
Präsenz auf Fachtagungen
Viele Fachportale sind regelmässig auf einschlägigen Fachtagungen und Konferenzen präsent, um dort die WissenschaftlerInnen direkt zu erreichen. Hier präsentiert man sich als Fachportal in der Regel alleine, was aber natürlich nicht ausschliesst, dass man dabei auch auf Angebote aus den benachbarten Disziplinen hinweist. Problem sind hier ggf. wieder die hohen Kosten für Ausstellungsflächen. Eventuell kann man auch hierfür Sponsoren gewinnen. Nicht immer werden Stände auf Fachtagungen gut besucht, insbesondere, wenn die jeweiligen Firmenaustellungen groß sind. Aufwendig und auffallend gestaltete Stände, die Besucher anlocken, sind in der Regel für die Fachportale nicht finanzierbar. Auch Giveaways (s.o.) und Gewinnspiele sind nur in Maßen möglich. Eine Idee, wie man ggf. mehr WissenschaftlerInnen auf Fachtagungen erreicht, ist das Angebot einer eigenen kleinen Session zur Informations- und Literaturrecherche, welche natürlich mit den Veranstaltern abgesprochen werden muss.
Auf bibliothekarischen Großveranstaltungen, wie dem Bibliothekartag, waren die ViFas und Fachportale in den letzten Jahren unter dem Dach von vascoda mit einem Ausstellungstand vertreten und konnten sich dort den Multiplikatoren präsentieren. Auch in diesem Jahr besteht dazu wieder die Möglichkeit. Entfallen wird dabei das parallele Präsentieren des vascoda-Portals. Dafür werden zusätzlich zu den ViFas und Fachportalen die „Querschnittsdienste“ wie EZB/Journals Online & Print, Lotse, Acedemic LinkShare und Webis Gelegenheit haben, sich auf dem Gemeinschaftsstand vorzustellen. Dies aber nur als kleiner Einschub.
Fazit: Um ihre NutzerInnen zu erreichen, müssen Virtuelle Fachbibliotheken und Fachportale auch außerhalb des WWW Präsenz zeigen, in erster Linie in den Bibliotheken. Entscheidend ist auch hier, dass die Multiplikatoren vom Nutzen der Angebote überzeugt werden, sofern sie sie überhaupt schon kennen. Ein Mittel wären z.B. gemeinsame Roadshows in Verbindung mit Schulungen.
Nun ist es Tatsache, das viele der ViFas und Fachportale inhaltlich und technisch nicht unbedingt den heutigen Qualitätsanforderungen genügen udn deshalb wohl auch ungerne beworben und empfohlen werden. Notwendige Optimierungen und Weiterentwicklungen sind aber in den meisten Fällen nur mit Bordmitteln realisierbar, da keine Förderung mehr gegeben ist. Dies funktioniert m.E. nur durch Wissenstransfer und Entwicklungskooperationen unter den Fachportalbetreibern. Auf alle Fälle müssen aber die NutzerInnen (aber auch die Multiplikatoren) eng in Optimierungsprozesse mit eingebunden werden. Wie das auch unter den gegebenen Rahmenbedingungen umgesetzt werden kann, darum soll es unter anderem im nächsten Teil dieser Beitragsreihe gehen.
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