Und die Verwendung von DOI-Namen zum Forschungsdaten-Management
Ein Gastbeitrag von Dr. Jan Brase, TIB Hannover
Der Digital Object Identifier (DOI) wurde 1997 eingeführt, um Einheiten geistigen Eigentums in einer interoperativen digitalen Umgebung eindeutig zu identifizieren, zu beschreiben und zu verwalten. Verwaltet wird das DOI-System durch die 1998 gegründete International DOI Foundation (IDF).
Der DOI-Name ist ein dauerhafter persistenter Identifier, der zur Zitierung und Verlinkung von elektronischen Ressourcen (Texte, aber Forschungsdaten oder andere Inhalte) verwendet wird. Über den DOI-Namen sind einer Ressource aktuelle und strukturierte Metadaten zugeordnet.
Ein DOI-Name unterscheidet sich von anderen, gewöhnlich im Internet verwendeten Verweissystemen wie der URL, weil er dauerhaft mit der Ressource als Entität verknüpft ist und nicht lediglich mit dem Ort, an dem die Ressource platziert ist.
Der DOI-Name identifiziert eine Entität direkt und unmittelbar, also nicht eine Eigenschaft des Objekts (eine Adresse ist lediglich eine Eigenschaft des Objekts, die verändert werden und dann ggf. nicht mehr zur Identifikation des Objekts herangezogen werden kann).
Das IDF-System besteht aus der „International DOI Foundation“ selbst, der eine Reihe von Registrierungsagenturen („Registration Agencies “; RA) zugeordnet sind . Für die Aufgaben einer RA können sich beliebige kommerzielle oder nicht kommerzielle Organisationen bewerben, die ein definiertes Interesse einer Gemeinschaft vorweisen können, digitale Objekte zu referenzieren.
Die TIB als DOI Registrierungsagentur für Forschungsdaten
Der DFG-Ausschuss „Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme“ hat 2004 ein Projekt gestartet, um den Zugang zu wissenschaftlichen Forschungsdaten zu verbessern. Aus diesem Projekt heraus ist die TIB seit Mai 2005 weltweit erste DOI-Registrierungsagentur für wissenschaftliche Daten. So werden zum Beispiel im Bereich der Geowissenschaften Forschungsdatensätze registriert. Die Datensätze selber verbleiben bei den lokalen Datenzentren und die TIB vergibt für jeden Datensatz einen DOI-Namen.
Der Datensatz wird somit eine eigene zitierfähige Einheit. Mittlerweile wurden über dieses System über 700.000 Datensätze mit einer DOI versehen und zitierfähig gemacht. Die Metadatenbeschreibungen der Datensätze werden zentral an der TIB gespeichert. Diese Beschreibungen enthalten alle Angaben, die nach ISO 690-2 zur Zitierung elektronischer Medien verlangt werden.
Zusätzlich werden Sammlungen oder Auswertungen von Forschungsdatensätzen auch in den Katalog der TIB aufgenommen (s. Abbildung 1).
Die DOI Registrierung erfolgt bei der TIB immer in Kooperation mit lokalen Datenspeichern als sog. Publikationsagenten, also jenen Einrichtungen die weiterhin für Qualitätssicherung und die Pflege und Speicherung der Inhalte, sowie die Metadatenerzeugung zuständig sind. Die Datensätze selber verbleiben bei diesen lokalen Datenzentren, die TIB speichert die Metadaten und macht alle registrierten Inhalte über eine Datenbank suchbar.
DataCite
Seit Januar 2010 erfolgt die DOI-Registrierung an der TIB unter dem Namen „DataCite“ in weltweiter Kooperation mit anderen Bibliotheken und Informationseinrichtungen. DataCite hat sich zum Ziel gesetzt, Wissenschaftlern den Zugang zu Forschungsdaten über das Internet zu erleichtern, die Akzeptanz von Forschungsdaten als eigenständige, zitierfähige wissenschaftliche Objekte zu steigern und somit die Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis zu gewährleisten.
Partner aus 9 Ländern haben sich unter der Leitung der TIB unter Dach von DataCite zusammengefunden: die British Library, das Technical Information Center of Denmark, die TU Delft Bibliothek aus den Niederlanden, das Canada Institute for Scientific and Technical Information (CISTI), der Australian National Data Service (ANDS) die California Digital Library und die Purdue University aus den USA, die Bibliothek der ETH Zürich, das Institut de l’Information Scientifique et Technique (INIST) aus Frankreich, sowie aus Deutschland neben der TIB noch die ZB MED und das Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS).
Status
Die DOI-Registrierung von Forschungsdaten ermöglicht eine elegante Verlinkung zwischen einem Wissenschaftlichen Artikel und den im Artikel analysierten Forschungsdaten. Artikel und Datensatz sind durch die DOI in gleicher Weise eigenständig zitierbar.
So wird beispielsweise der Datensatz:
Kuhlmann, H et al. (2009):
Age models, iron intensity, magnetic susceptibility records and dry bulk density of sediment cores from around the Canary Islands.
doi:10.1594/PANGAEA.727522,
in folgendem Artikel verwendet.
Kuhlmann, Holger; Freudenthal, Tim; Helmke, Peer; Meggers, Helge (2004):
Reconstruction of paleoceanography off NW Africa during the last 40,000 years: influence of local and regional factors on sediment accumulation.
Marine Geology, 207(1-4), 209-224,
doi:10.1016/j.margeo.2004.03.017
Diese Verlinkung wird auch bei der Darstellung des Artikels über das Portal „ScienceDirect“ dargestellt (Abbildung 2). Durch eine Kooperation des Datenzentrums „Publishing Network for Geoscientific & Environmental Data (PANGAEA)“ mit Elsevier wird bei jedem Artikel, der in ScienceDirect angezeigt wird automatisch geprüft, ob für diesen Artikel Forschungsdaten verfügbar sind, die mit einer DOI registriert wurden, und ggf. ein Verweis direkt auf die Vorschauseite des Artikels platziert.
Kontakt:
Dr. Jan Brase
DataCite
DOI Registrierung
Technische Informationsbibliothek (TIB)
E-Mail: Jan.Brase(at)tib.uni-hannover.de oder info(at)datacite.org
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