Kunst, Wissenschaft und Geschichte gehen Hand in Hand, um in einer dokufiktionalen Inszenierung im Medizinhistorischen Museum Hamburg von unbekannten Schicksalen zu erzählen: von den Amerika-Auswanderern, die 1900-1914 an der US-Grenze wegen angeblicher Geisteskrankheit abgewiesen und auf dem Weg zurück Patient*innen in der Hamburger Anstalt Friedrichsberg wurden.
„Gebt mir Eure Müden, Eure Armen, Eure geknechteten Massen“ – so lautet seit 1886 der Ruf der amerikanischen Freiheitsstatue in die Welt. Als ihm auch zwischen 1900 und 1914 tausende Auswanderer folgen, kommt allerdings nicht jeder an ihr vorbei. Die Beamten der Immigrationsbehörde verhindern an der US-amerikanischen Grenze die Einreise hunderter Glückssuchender oder weisen sie nachträglich aus; einige von ihnen mit der Begründung, „geisteskrank“ zu sein – zu Recht oder Unrecht. Die Schifffahrtsgesellschaften bringen diese Abgewiesenen zurück in ihre Heimatländer – und der Weg führt sie zunächst nach Hamburg in die Anstalt Friedrichsberg. Die Schicksale der „geisteskranken Rückwanderer“ – wie sie in den Akten genannt werden – sind vielfältig und wurden durch die Friedrichsberger Ärzte in den Krankenakten festgehalten. Diese lagern noch heute im Archiv des Universitätsklinikums Hamburg.
Basierend auf den Dokumenten hat sich ein Team von Theaterschaffenden zusammengefunden, um dieses Konvolut aus Migrations-, Psychiatrie- und Stadtgeschichte von Schicksalen besonderer Dimension – von denen, für die Hamburg kein Tor zur Welt war, sondern ein Warteraum auf dem Weg zurück in eine Heimat, die sie nicht mehr wollte – zu erzählen.
Wann und wo? 30.11. – 9.12. je Fr. bis So. um 20 Uhr im Medizinhistorischen Museum
1910: Die Amerika-Rückwanderer in der Anstalt Friedrichsberg. Eine Dokufiktion.
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