Die vierte Kriegsweihnacht

Bergedorfer Zeitung, 24. Dezember 1917

Nach Ansicht des Verfassers dieses Artikels konnte man mit den Kindern „frohgemut wieder singen von der fröhlichen, seligen, gnadenbringenden Weihnachtszeit“, denn aus der seit 1914 anhaltenden Siegeszuversicht war „inzwischen Siegesgewißheit geworden“! Dafür hatte er eine Quelle ersten Ranges: den Generalquartiermeister Erich Ludendorff. Skeptiker wird er damit nicht überzeugt haben.

Die folgenden Meldungen des Tages strahlten weniger Zuversicht aus, sie verdeutlichten die Probleme, die die Leserinnen und Leser der BZ im Alltag hatten: Unter der Überschrift „Die Abgabe getragener Kleidung“ wurde heftige Kritik an den „Angehörigen der wohlhabenden Stände“ geübt, die nicht benötigte Textilien und Schuhe nicht zur Sammelstelle brachten, wodurch sie nicht nur ihre Pflicht gegenüber der „minderbemittelten Bevölkerung“ missachteten, sondern „unser wirtschaftliches Durchhalten in diesem Kriege“ gefährdeten.

Mit der „Bekämpfung des Schleichhandels“ befasste sich ein weiterer Artikel – siehe hierzu den Beitrag Der Schleichhandel und die Sonderversorgung der Industrie.

„Kohlrüben als Gemüseersatz“ war der nächste Bericht betitelt, woraus man unschwer folgern kann, dass es nicht ausreichend Wintergemüse gab. Das hamburgische Kriegsversorgungsamt ordnete nicht nur eine Bestandserfassung an, sondern machte Rübentransporte genehmigungspflichtig und hoffte wohl, damit den Schleichhandel unterbinden zu können.

Die einzigen positiven Meldungen (für die von ihnen Betroffenen) waren „Einmalige Kriegsteuerungszulagen an Beamte“ (z.B. 200 Mark für Verheiratete) und „Erhöhung der Kartoffelration bei den Schwer- und Werftarbeitern“ aus vorhandenen Reservemengen, von denen auch die Massenspeisungen (siehe den Beitrag Die Gleichheit der Volksküchen) profitieren sollten. Allerdings: „Der Staatssekretär des Kriegsernährungsamtes sagte zu, der Erfüllung dieses Wunsches näher zu treten, sobald die Witterung und die Transportlage [dies] gestatten“.
Thetje mit de Utsichten, sagt man in Hamburg dazu: außer Hoffnungen hat man nichts.

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