Das Bergedorfer Stadttheater

Bergedorfer Zeitung, 27. August 1917

Für leichte Muse auf der Bühne schien Bergedorf ein besseres Pflaster zu sein als Elmshorn – sonst hätte die Theaterdirektorin Dora Straube den Sitz der Gesellschaft nicht hierher verlegt. In Bergedorf gab es jedenfalls kaum Konkurrenz: Ende 1916/Anfang1917 hatte es im Colosseum zwei Aufführungen durch ein „Neues Bergedorfer Stadt-Theater“ gegeben (BZ vom 21. Dezember 1916 und 25. Januar 1917), das danach aber nicht wieder auftauchte. Über Ostern war in der Stadt ein „Hamburger Zwerg-Künstler-Theater“ aufgetreten (BZ vom 4. April 1917), zweimal hatte „auf Anregung des Arbeiter-Bildungsausschusses“ im Colosseum das Deutsche Volks-Theater Hamburg gespielt (BZ vom 4. April und 19. Mai 1917) und sporadisch erschien das Hamburger Plattdeutsche Theater in Baumanns Gesellschaftshaus (siehe den Beitrag Der Kartoffelkönig von Ochsenwärder sowie BZ vom 2. August und 1. November 1917). Die gelegentlichen Aufführungen von Tourneetheatern in Kirchwärder (bei Fölsch und Bahlmann auf dem Zollenspieker, siehe z.B. BZ vom 23. und 30. März 1917, sowie bei Hüge in Kirchwärder-Nord, siehe z.B. BZ vom 25. August 1917) fielen als Wettbewerber ebenfalls nicht ins Gewicht.

Bergedorfer Zeitung, 19. Juli 1917

Frau Straubes Ensemble war ziemlich beschäftigt: am Eröffnungstag musste es gleich zu zwei Vorstellungen auf die Bühne. In den gut fünf Monaten bis Jahresende wurden um die siebzig Aufführungen für Erwachsene und über zwanzig Kindervorstellungen, meist Grimmsche Märchen, gezeigt. Die Schauspieler hatten immer nur kurze Vorbereitungs- und Probezeiten, denn in der Regel wurden Stücke nur einmal aufgeführt; einzig die Operette „Unter der blühenden Linde“ erlebte drei Wiederholungen. Das Repertoire hatte den Schwerpunkt im Bereich der Operette, aber es gab auch einige Schauspiele (z.B. Ibsens „Gespenster“, die Lustspiele „Die spanische Fliege“ und „Infanterist Pflaume“).

Bergedorfer Zeitung, 22. Oktober 1917

Für alle diese Vorstellungen schaltete Frau Straube Anzeigen in der Bergedorfer Zeitung, und die Zeitung bedankte sich mit freundlichen, oft nichtssagenden Kritiken – Verrisse wie am 2. Januar 1918 blieben die große Ausnahme: „Die Aufführung ließ manches zu wünschen übrig. Wie das in letzter Zeit schon häufig bemerkt werden konnte, verließen sich einige Mitwirkende all zu sehr auf den Souffleur, wodurch das Spiel recht störend beeinflußt wurde.“

Bergedorfer Zeitung, 30. August 1917

Die Bergedorferinnen und Bergedorfer nahmen die Angebote offenbar gut an: mehrfach wurde über ein ausverkauftes Haus berichtet (auch in der BZ vom 29. Oktober und 10. Dezember 1817) und Frau Straube, die den Schauspieler Willy Tholen mit in die Direktion aufnahm, konnte sogar die Vorverkaufspreise von zunächst 1 bis 2 Mark auf bis zu 3 Mark erhöhen. Ob es ihr gelang, die gesuchten Arbeitskräfte und Statisten aus Bergedorf zu finden, ist nicht überliefert.

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